Ökumenisches Zeichen der Versöhnung zum Pfingstfest

Ökumenisches Zeichen der Versöhnung zum Pfingstfest

Genf (epd). Kurz vor Pfingsten haben der Lutherische Weltbund (LWB) und Vertreter der orthodoxen Kirchen in einem zentralen Streitpunkt zwischen Ost- und Westkirche ihre Differenzen verringert. Mit Blick auf den 1700. Jahrestag des Konzils von Nizäa in diesem Jahr legten die Gemeinsame Internationale Kommission für den theologischen Dialog zwischen dem Lutherischen Weltbund und der Orthodoxen Kirche am Freitag in Genf eine Erklärung zum Heiligen Geist, zur Kirche und zur Welt vor. Der LWB repräsentiert 150 Mitgliedskirchen mit mehr als 78 Millionen Menschen.

Die Erklärung knüpft an die im Juli 2024 veröffentlichte Gemeinsame Erklärung zur sogenannten Filioque-Klausel an, einem Zusatz zum Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel. Das Bekenntnis geht auf zwei Konzile in Nizäa und Konstantinopel im vierten Jahrhundert zurück. Das Wort „Filioque“ („und vom Sohn“) dient zur Beschreibung der Herkunft des Heiligen Geistes innerhalb der Dreifaltigkeit, also ob der Heilige Geist vom Vater allein oder vom Vater und vom Sohn ausgeht. Trinität - oder Dreifaltigkeit - heißt nach theologischer Lehre, dass Gott in drei Seinsweisen existiert: als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese theologische Frage spaltet die östlichen und westlichen Kirchentraditionen seit rund 1.000 Jahren.

Die Filioque-Formel im letzten Abschnitt des Bekenntnisses wurde erst in der westlichen Kirche des fünften Jahrhunderts hinzugefügt und ist unter anderem in der orthodoxen Kirche nicht anerkannt. Die Gemeinsame Internationale Lutherisch-Orthodoxe Kommission empfiehlt daher jetzt allen lutherischen Kirchen, „Übersetzungen des Nizänischen Glaubensbekenntnisses auf der Grundlage des griechischen Originals ohne das Filioque zu verwenden, sofern dies noch nicht gängige Praxis ist.“

Die Erklärung schließt mit der Ermutigung zu einer tieferen Reflexion über die Dreifaltigkeit und der Aufforderung zu einer weiteren theologischen und liturgischen Auseinandersetzung mit den Themen Schöpfung und Erneuerung. Darin unterstützen Lutheraner und Orthodoxe auch die Bemühungen um die Einrichtung eines gemeinsamen offiziellen ökumenischen Festes der Schöpfung.

Das Statement gilt als Zeichen der Versöhnung für den 1.700. Jahrestag von Nizäa. Das Konzil markiert einen wichtigen Meilenstein in der frühen Kirchengeschichte und gilt bis heute als wichtiger Bezugspunkt im ökumenischen Dialog. Das Konzil von Nizäa im Jahr 325 hatte das Ziel, die Kircheneinheit zu wahren.

Zur Orthodoxie gehören jene christlichen Kirchen, die in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches entstanden sind. Aufgrund des Entstehungsgebietes werden sie auch „Ostkirchen“ genannt. Nach jahrhundertelangem Streit um theologische, politische und kulturelle Fragen war die Spaltung zwischen einem östlichen und einem westlichen Zweig des Christentums im 14./15. Jahrhundert endgültig besiegelt.