Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat die mutmaßlichen Tötungen von Hilfe suchenden Menschen im Gaza-Streifen durch Israels Armee scharf verurteilt. Angriffe auf Zivilisten stellten eine schwere Verletzung des Völkerrechts und ein Kriegsverbrechen dar, erklärte Türk am Dienstag in Genf.
Er forderte eine schnelle und unparteiische Untersuchung der mutmaßlichen Tötungen von Palästinenserinnen und Palästinensern. Die Täter müssten zur Rechenschaft gezogen werden.
Den dritten Tag in Folge seien Menschen in der Nähe einer von der „Gaza Humanitarian Foundation“ betriebenen Hilfsgüterverteilungsstelle getötet worden. Am Dienstagmorgen habe sein Amt Informationen erhalten, dass Dutzende weitere Menschen getötet und verletzt worden seien.
Israel weist die Vorwürfe zurück, über die in den vergangenen Tagen in verschiedenen Medien berichtet wurde. Die Soldaten handelten im Rahmen ihres Auftrags und schützten sich selbst.
Israel und die USA unterstützen die Aktivitäten der „Gaza Humanitarian Foundation“, die seit voriger Woche Hilfe im Gaza-Streifen verteilt. Die UN hingegen kritisieren die Stiftung und werfen ihr vor, nicht nach humanitären Prinzipien wie der Neutralität zu handeln. Die Hilfe würde militarisiert.
Der Krieg zwischen Israel und der Hamas hat im Gaza-Streifen eine humanitäre Katastrophe ausgelöst. Nach UN-Angaben sind die rund zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner des Gebiets von einer Hungersnot bedroht. Israel blockiert im Zuge des seit mehr als eineinhalb Jahren andauernden Konflikts immer wieder Hilfslieferungen.
Nach einer wochenlangen Abriegelung seit Anfang März gelangte zuletzt wieder in kleinerem Umfang humanitäre Hilfe in den Gaza-Streifen. Die Vereinten Nationen dringen auf eine deutliche Ausweitung der Hilfe. Ausgelöst wurde der jüngste Nahost-Krieg durch den Terrorangriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023.