Hamburg (epd). Nach dem folgenschweren Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof zeigen sich führende Kirchenvertreter bestürzt. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Bischöfin in der in Hamburg ansässigen Nordkirche, Kirsten Fehrs, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag, die Gewalttat „ist ein Schock für unsere Stadt“. Die Landesbischöfin der evangelischen Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, äußerte sich auf Instagram „entsetzt und erschüttert“ angesichts der brutalen Messerattacke: „Meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei allen, die verletzt wurden.“ Fehrs wie auch Kühnbaum-Schmidt berichteten, für die Opfer zu beten.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte ebenfalls, seine Gedanken seien bei den Opfern des Messerangriffs. „Es ist schockierend, wenn Reisende hinterhältig und feige attackiert werden“, unterstrich er.
Der Generalvikar des katholischen Erzbistums Hamburg, Sascha-Philipp Geißler, erklärte: „Egal, wer solche Gewalttaten verübt, sie sind abscheulich.“ Er dankte jedoch den Rettungskräften und den Notfall-Seelsorgenden, die „mit schneller Hilfe vor Ort waren“.
Nach ersten Ermittlungen hatte eine 39-jährige Deutsche laut Polizei-Mitteilung am Freitagabend „allein handelnd und offenbar wahllos auf Passanten eingestochen“. 18 Menschen seien verletzt worden, davon 4 lebensgefährlich. Bei ihnen handelt es sich laut Polizei um drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren sowie um einen Mann im Alter von 24 Jahren. „Die vier lebensgefährlich Verletzten sollen sich nach der Polizei vorliegenden Informationen inzwischen alle in einem stabilisierten Zustand befinden“, teilten die Ermittler am Samstagmittag mit.
Die Polizei nahm die Tatverdächtige noch am Tatort vorläufig fest. Durch ein sehr schnelles Eingreifen zweier Passanten sowie der Einsatzkräfte habe der Angriff unterbrochen und die Frau umgehend festgenommen werden können, unterstrich die Ermittler.
Polizei-Pressesprecher Florian Abbenseth teilte am Samstag mit, es lägen keine Anhaltspunkte für ein politisches Tatmotiv vor. Auch Hinweise, dass die 39-Jährige unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, gebe es derzeit nicht. Vielmehr bestünden mittlerweile „sehr konkrete Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Tatverdächtigen“. Die Frau sollte noch am Samstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Mordkommission und Staatsanwaltschaft haben den Angaben zufolge Ermittlungen aufgenommen.
Andreas Rosskopf, Vorsitzender des Bezirks Bundespolizei/Zoll der Gewerkschaft der Polizei (GdP), erklärte in einem von der GdP Hamburg verbreiteten Instagram-Post, derartige Attentate seien „leider nie 100-prozentig zu verhindern“. Dennoch brauche es jetzt dringend flächendeckende Kontrollmöglichkeiten für die Bundespolizei an Bahnhöfen und durch Künstliche Intelligenz gestützte Kameratechnik mit Verhaltenserkennung. Zudem fehlten der Bundespolizei aktuell rund 3.500 Kräfte an Bahnhöfen. „Dieses Personal muss dringend aufgestockt und gemeinsame Streifen mit der Bahn-Sicherheit ermöglicht werden“, forderte Rosskopf.