Französische Kirchenpräsidentin: Gemeinsame Kirche wäre tolles Symbol

Französische Kirchenpräsidentin: Gemeinsame Kirche wäre tolles Symbol
23.05.2025
epd
epd-Gespräch: Alexander Lang

Straßburg, Speyer (epd). Für die evangelische Kirchenpräsidentin von Elsass und Lothringen, Isabelle Gerber, wäre eine deutsch-französischen Kirche „ein tolles grenzüberschreitendes Symbol und ein Riesenschritt“. Allerdings halte sie dies „nicht sofort für möglich“, sagte die 56 Jahre alte Theologin aus Straßburg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Eine gemeinsame Kirche von Protestanten im Elsass und in Lothringen, in Baden und der Pfalz wäre nur als langfristiges Ziel denkbar: „Man muss die Schwierigkeiten der Sprache und des Nationalrechtes bedenken.“ Gerber leitet seit vergangenen September die Union der Evangelischen Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL), einen Zusammenschluss von rund 250.000 Lutheranern und Reformierten.

In Zeiten politischer Turbulenzen sei es die gemeinsame Aufgabe der Kirchen, für Demokratie und Menschenwürde einzustehen und den christlichen Glauben zu bezeugen, sagte Gerber, die auch neue Präsidentin der Konferenz der Kirchen am Rhein ist. Dabei müssten Christinnen und Christen sehr wohl „politisch“ sein. Sie dürften sich nicht auf sich selbst zurückziehen, wie es manche Politiker in Deutschland und auch in Frankreich forderten. „Wir wollen nicht nur schön beten und singen, sondern müssen jene verteidigen, die verachtet werden“, sagte die lutherische Pfarrerin.

Die Stimme von insgesamt mehr als 1,6 Millionen Protestantinnen und Protestanten in der deutsch-französischen Grenzregion habe Gewicht und werde auch von der Politik gehört, ist Gerber überzeugt. Die jeweils von Kirchenpräsidentinnen geleiteten Kirchenleitungen arbeiteten eng zusammen. Die Herausforderungen für die Kirchen wie die rückläufige Zahl der Gemeindemitglieder und Pfarrer sowie die Gebäudeverwaltung seien gleich. Die pfälzische Landeskirche zählt rund 430.000, die badische Kirche mehr als 970.000 Mitglieder.

Problematisch sei aber, dass Deutsche und Franzosen beiderseits des Rheins sich heute nicht mehr wie selbstverständlich miteinander verständigen könnten, sagte Gerber. „Wir müssen die Sprache des Nachbarn lernen.“ Deutschen und Franzosen sei es gelungen, ihre jahrhundertelange „Erbfeindschaft“ zu überwinden und sich zu versöhnen. Auch angesichts der Ängste vieler Menschen vor einem neuen Weltkrieg müssten die Kirchen „Wächter des Friedens“ sein. Dazu müssten diese ihre langjährigen Partnerschaften vertiefen: durch Jugendaustausch, Gottesdienste, Demokratiebildung, den Kampf gegen Rechtsextremismus und die Sorge für benachteiligte Menschen und Zuwanderer.

Auch die Ökumene mit anderen christlichen Kirchen in der Grenzregion, insbesondere der katholischen Kirche, solle vorangetrieben werden, appellierte Gerber. Sie hoffe, dass mit dem neuen Papst Leo XIV. ein engeres kirchliches Miteinander möglich sei: „Es ist alles willkommen und möglich - warum nicht?“