Hamburg (epd). Die Krankenkasse DAK fordert einen schnellen und umfassenden Umbau der gesetzlichen Pflegeversicherung. „Es ist richtig, dass die Bundesregierung dazu noch in diesem Jahr durch eine Kommission Vorschläge erarbeiten lassen will“, sagte Vorstandschef Andreas Storm am Donnerstag bei der Vorstellung des DAK-Pflegereports 2025 in Hamburg. Doch es brauche bereits jetzt schnelle Finanzhilfen des Bundes, um den drohenden Pflegekollaps abzuwenden.
„Wir haben nicht alle Zeit der Welt“, deshalb sei kurzfristiges Handeln nötig, vor allem mit Blick auf die großen Defizite in den Pflegekassen, mahnte Storm. Die zum Jahreswechsel vorgenommene Beitragssatzerhöhung um 0,2 Prozentpunkte reiche nicht aus, um die Finanzierung der Pflegeleistungen zu sichern. Nach aktuellen Berechnungen der Pflegekasse bestehe schon in diesem Jahr ein Defizit von 1,65 Milliarden Euro, das sich 2026 voraussichtlich auf 3,5 Milliarden Euro verdoppeln werde. Ohne ein entschiedenes Gegensteuern müsse der Pflegebeitrag ab dem nächsten Jahr um mindestens 0,3 Beitragssatzpunkte steigen.
Laut DAK-Pflegereport sehen fast 80 Prozent der Deutschen einen grundlegenden Reformbedarf im System der Pflege. Die erhobenen Umfragedaten seien alarmierend, denn offenbar hätten bereits viele Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen in die pflegerische Versorgung verloren, sagte der Vorstandsvorsitzende. „65 Prozent der Befragten halten die Versorgung für nicht gut. 92 Prozent sagten, gute Pflege hänge vom eigenen Vermögen ab“, berichtete Storm. Und 85 Prozent der Menschen sagten, die Politik müsse mehr für die Sicherstellung einer verlässlichen Pflege tun.
Storm rief die Regierung unter anderem zur kurzfristigen Rückzahlung der Corona-Hilfen an die Pflegekassen in Höhe von 5,2 Milliarden Euro auf. Während der Pandemie waren die Pflegekassen verpflichtet worden, unter anderem für Corona-Tests und Pflege-Boni in Pflegeheimen zu zahlen. Für eine Rückzahlung schlägt die DAK zwei Raten vor. Eine erste Teilzahlung in diesem Jahr solle 2,6 Milliarden Euro betragen. Die zweite Hälfte in Höhe von 2,6 Milliarden Euro sollte 2026 zurückerstattet werden.