Berlin, Caracas (epd). Im autoritär regierten Venezuela ist die Bevölkerung am Sonntag zur Wahl eines neuen Parlaments aufgerufen. Die Abstimmung wird von einem politisch angespannten Klima der Repression überschattet. Oppositionsführerin María Corina Machado rief nach den offensichtlich gefälschten Präsidentschaftswahlen im Juli vergangenen Jahres zu einem Boykott auf. Allerdings lehnt nicht die gesamte Opposition in Venezuela eine Teilnahme ab.
Die Venezolanerinnen und Venezolaner sind aufgerufen, über die Gouverneure der 24 Bundesstaaten, 285 Abgeordnete des Nationalkongresses sowie über die Zusammensetzung der regionalen Parlamente abzustimmen. Die politisch gespaltene Opposition wird von dem ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Henrique Capriles angeführt, der es für einen Fehler hält, wenn nur die Regierungsparteien antreten würden. „Ich werde im Nationalkongress denen eine Stimme geben, die nicht gehört werden“, versprach er im Wahlkampf.
Das südamerikanische Land wird von Staatschef Nicolás Maduro autoritär regiert. Nach der Präsidentschaftswahl vergangenes Jahr machte die Opposition Wahlbetrug öffentlich und reklamierte den Sieg für sich und ihren Kandidaten Edmundo González. Bei wochenlangen Protesten gegen das Regime von Maduro kamen laut offiziellen Zahlen 25 Menschen ums Leben und hunderte Demonstrierende wurden verletzt. Mehr als 2.000 Regierungskritiker wurden festgenommen.
Analysten erwarten am Sonntag eine niedrige Wahlbeteiligung. Bei den vorigen Parlamentswahlen im Jahr 2020 lag diese bei nur rund 30 Prozent. Die EU hatte das Wahlergebnis nicht anerkannt, weil internationale Standards nicht eingehalten wurden. Auch diese Parlamentswahlen hatte die Opposition mehrheitlich boykottiert. Die angetretenen moderaten Oppositionsparteien bekamen rund 18 Prozent der Stimmen.