Berlin, Caracas (epd). Guyana hat seine Einwohner vor einer Teilnahme an den Parlamentswahlen in Venezuela gewarnt. Eine Wahlbeteiligung werde als Hochverrat und Beteiligung an einem Staatsstreich gewertet, sagte Militärchef Omar Khan am Mittwoch (Ortszeit) laut Television Guyana. Dafür würden Haftstrafen verhängt oder es erfolge eine Ausweisung.
Venezuelas Regierung beansprucht die ölreiche Provinz Esequibo im Nachbarland Guyana für sich und hat angekündigt, dort am Sonntag wie auf venezolanischem Staatsgebiet Parlaments- und Regionalwahlen abzuhalten. Staatschef Nicolás Maduro hatte vor rund einem Jahr ein Gesetz über den Anschluss von Esequibo an Venezuela erlassen. Seitdem hat sich der Grenzkonflikt mit dem Nachbarland zugespitzt.
Guyanas Präsident Irfaan Ali sprach am Mittwoch (Ortszeit) von einer Provokation Venezuelas und machte klar, dass sein Land niemals Territorium abgebe. Sowohl die Karibische Gemeinschaft Caricom als auch der Internationale Strafgerichtshof haben die Pläne Venezuelas verurteilt und das Land aufgefordert, keine Wahlen auf fremdem Territorium abzuhalten.
Von den rund 800.000 Einwohnern in Guyana sind laut offiziellen Zahlen rund 100.000 Venezolaner oder haben venezolanische Wurzeln. Da Esequibo von Venezuela als 24. Bundesstaat betrachtet wird, sollen acht Abgeordnete die Provinz im Nationalkongress vertreten. Auch ein Gouverneur soll gewählt werden.
Venezuela reklamiert die rund 160.000 Quadratkilometer große Region Esequibo seit mehr als einem Jahrhundert für sich. Sie befindet sich zu zwei Dritteln auf dem Staatsgebiet der ehemaligen britischen und niederländischen Kolonie Guyana. Der Grenzkonflikt mit Venezuela verschärfte sich 2015, als vor der Atlantikküste Esequibos große Ölvorräte gefunden wurden. In den vergangenen Monaten kam es laut der Regierung in Guyana an der Grenze mehrfach zu Übergriffen. Sechs Soldaten seien bei den Angriffen zum Teil schwer verletzt worden, hieß es.