Essen (epd). Der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, hat mehr Schutz vor demokratiefeindlichen Positionen gefordert. Das Subsidiaritätsprinzip, wonach kleine Gemeinschaften eine möglichst große Selbstverantwortung übernehmen und dem Staat lediglich die Rolle einer ergänzenden Hilfe zukommt, nahm Schuch in einer Rede am Mittwoch in Essen für die Träger sozialer Einrichtungen in Anspruch. Als unverzichtbare Grundlage diakonischen und sozialen Wirkens müsse es geschützt und verteidigt werden, mahnte er laut Redemanuskript in seiner Keynote zur Eröffnung des Sozialkongresses „Sozialwirtschaft managen“ auf Einladung unter anderem des evangelischen Johanneswerks.
Das Prinzip der geteilten Verantwortung sei antiautoritär und antitotalitär, sagte Schuch. „Demokratiefeindliche, extremistische Parteien wie die AfD können mit diesem Prinzip nichts anfangen. Im Gegenteil: Sie greifen es an, wenn sie die politischen Mittel dazu in die Hand bekommen.“
In diakonischen Einrichtungen gehe es um die Arbeit mit „besonders verletzlichen Menschen“: Arme, Kranke, Pflegebedürftige, Sterbende, Kinder, Menschen mit Behinderungen oder in Krisensituationen. Schuch bekräftige den Respekt vor allen diesen Gruppen und erinnerte an die Verantwortung, sie zur Eigenverantwortung zu befähigen. Er forderte vom Gesetzgeber unter anderem eine grundlegende Pflegereform, ein Konzept zur Bekämpfung von Kinderarmut, eine Reform für ein sozial gerechtes Bildungssystem und eine gut ausgestattete Jugend-Sozialarbeit.
Dass die neue Regierungskoalition in der Präambel ihres Koalitionsvertrages Leistungsträger der Gesellschaft in den Mittelpunkt ihrer Politik rücke, stimme ihn nachdenklich, sagte Schuch. Es dürfe nicht der Blick auf die Menschen verstellt werden, die mit „strukturellen und individuellen Hürden“ zu kämpfen hätten. Diese Menschen dürften in populistischen Debatten nicht diffamiert und gegeneinander ausgespielt werden, mahnte er.