Weltweit erstes Pandemie-Abkommen verabschiedet

Weltweit erstes Pandemie-Abkommen verabschiedet
Das internationale Pandemie-Abkommen ist eine Lehre aus der Corona-Krise. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde der Vertragstext nun von den WHO-Mitgliedsstaaten angenommen. Details müssen aber noch geklärt werden.

Genf (epd). Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf gemeinsame Grundsätze für den Umgang mit zukünftigen Pandemien geeinigt. Am Dienstag verabschiedeten die 194 WHO-Mitglieder bei der Weltgesundheitsversammlung in Genf das weltweit erste Pandemie-Abkommen. Damit sollen die Menschen besser vor einer neuen Infektions-Pandemie wie Corona geschützt werden, wie die WHO mitteilte.

Das Abkommen legt laut WHO die Grundsätze, Ansätze und Instrumente für eine bessere internationale Koordinierung bei zukünftigen Pandemien fest. Prävention, Vorsorge und Reaktion würden gestärkt. Das Übereinkommen wurde während der Corona-Krise angestoßen und über einen Zeitraum von drei Jahren ausgehandelt.

„Die Welt ist heute sicherer dank der Führung, der Zusammenarbeit und des Engagements unserer Mitgliedstaaten bei der Verabschiedung des historischen WHO-Pandemie-Übereinkommens“, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus. Es sei ein Erfolg für die öffentliche Gesundheit, die Wissenschaft und das multilaterale Handeln.

Konkret wird mit dem Abkommen unter anderem eine Stärkung der nationalen Gesundheitssysteme vereinbart. Zudem soll angesichts möglicher Übertragungen neuartiger Krankheitserreger von Tieren auf Menschen die Gefahr sogenannter Zoonosen eingedämmt werden. Auch sieht der Vertrag die Einrichtung eines Finanzmechanismus sowie eines Versorgungs- und Logistiknetzes für Gesundheitsnotfälle vor.

Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali-Radovan (SPD) begrüßte die Annahme des Vertrags. Dies sei „eine gute Nachricht für das globale Miteinander“. Das Abkommen sei eine Lehre aus der Corona-Pandemie, „als sich die Länder des Globalen Südens bei der Verteilung von Impfstoffen hinten anstellen mussten“, sagte die Ministerin. In Zukunft solle es gerechter zugehen.

Einige Details des Abkommens sind allerdings noch zu klären. So müssen sich die Regierungen auf einen Anhang zum sogenannten Zugangs- und Vorteilsausgleichsmechanismus einigen. Damit soll der Zugang zu Daten von Krankheitserregern ermöglicht werden. Auch Impfstoffe und Medizin sollen gerechter verteilt werden. Erst wenn die Weltgesundheitsversammlung den Anhang annimmt, kann das gesamte Abkommen von den Ländern unterzeichnet und ratifiziert werden. Nach Angaben der WHO tritt das Vertragswerk bei 60 Unterschriften in Kraft.

Das evangelische Hilfswerk „Brot für die Welt“ äußerte sich enttäuscht über die Verzögerung. Die Länder des globalen Südens würden bei einer zukünftigen Pandemie erneut benachteiligt und Menschenleben gefährdet, weil das Abkommen noch nicht offiziell ratifiziert sei, sagte „Brot für die Welt“-Expertin Julia Stoffner.

Ein Ausschuss der Weltgesundheitsversammlung hatte bereits am Montagabend für die Annahme des globalen Pandemie-Abkommens gestimmt. Die Übereinkunft basiert größtenteils auf Freiwilligkeit und nationalen Gesetzen. Nur die Staaten selbst können Impfkampagnen oder Grenzschließungen anordnen. Die WHO ist dazu weiter nicht befugt.

Die 78. Weltgesundheitsversammlung wurde am Montag eröffnet. Das Treffen der WHO-Mitgliedsländer in Genf endet am 27. Mai.