Büchel (epd). Am Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel haben kirchliche Gruppen am Samstag die Ächtung von Atomwaffen gefordert. Knapp 120 Menschen feierten nach Angaben der Veranstalter vor dem Haupttor des Fliegerhorsts einen ökumenischen Gottesdienst. Im Fliegerhorst der deutschen Luftwaffe in Büchel im Landkreis Cochem-Zell werden die letzten US-Atomwaffen in Deutschland vermutet.
Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst kritisierte atomare Abschreckung als Teil militärischer Strategien. Atomwaffen dienten nicht der Selbstverteidigung oder dem Lebensschutz, sondern zielten auf Vernichtung all dessen, was Gott in Liebe geschaffen habe, sagte sie. In ihrer Reichweite seien sie nicht begrenzbar, ihr Ziel sei flächendeckende Auslöschung.
Es brauche „uns als Christinnen und Christen“, die selbstbewusst ihre friedenssehnsüchtige Stimme in die gesellschaftlichen und politischen Diskussionen einbringen, mahnte Wüst. „Ich kann Waffen grundsätzlich und unter allen Umständen ablehnen oder sie als das kleinere Übel, als Mittel zum Lebenszweck zähneknirschend akzeptieren - Atomwaffen stehen auf einem anderen Blatt.“ Eine christliche Friedensethik müsse den Diskurs zwischen den beiden Polen führen.
Die evangelische Theologin beklagte zudem die aktuelle Debattenkultur. Wer sich in den sozialen Medien für Friedensbemühungen ausspreche, werde als Putin-Sympathisant verdächtigt, kritisierte sie. Wer über Waffenlieferungen nachdenke, werde als „Kriegstreiber“ beschimpft." In der Verkürzung und Polarisierung verschwänden jegliche Differenzierung und Sachlichkeit. Es gebe jedoch keine einfachen Lösungen für eine komplizierte Weltlage.
„Aufgrund der geopolitischen Weltlage kann zwar auf militärische Verteidigung nicht verzichtet werden“, sagte der Speyerer Weihbischof Otto Georgens. „Darüber hinaus ist die Bundesregierung gut beraten, innerhalb der Nato einen Prozess anzustoßen, der Möglichkeiten auslotet, wie die notwendige Abschreckung ohne Nuklearwaffen gewährleistet werden kann.“ Die Kirchen sollten sich aktiv in den Diskurs um Atomwaffen einbringen.
Der Weihbischof warnte zugleich vor Blauäugigkeit mit Blick auf eine gewaltfreie Zukunft. Die vorrangige Option für Gewaltfreiheit schließe nicht aus, dass militärische Gewalt legitim sein könne - auch im Dienst des Friedens. Militärische Gewalt sei jedoch nur in der Form von Gegengewalt zu rechtfertigen, „etwa in Situationen der Notwehr oder zum Schutz der Opfer schwerster Menschenrechtsverletzungen“.
Der kirchliche Aktionstag wird seit 2017 von einer Projektgruppe organisiert, der Christinnen und Christen aus evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören. Der nunmehr achte Aktionstag ist der letzte in dieser Form. Die Projektgruppe will danach besprechen, wie ein kirchlicher Protest gegen Atomwaffen in Deutschland künftig aussehen soll.