Hannover (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sieht sich mit erneuten Rücktrittsforderungen konfrontiert. Betroffene sexualisierter Gewalt kritisierten am Freitag bei der evangelischen Landessynode in Hannover, der Bischof habe im vergangenen Jahr gezeigt, dass er kein Interesse am Thema Missbrauch habe. Ihre Äußerungen wurden von „Sprechern des Publikums“ vor dem Kirchenparlament vorgetragen.
Vertreter der Landeskirche hoben dagegen hervor, dass die Kirche große Anstrengungen bei der Aufarbeitung und Prävention von sexualisierter Gewalt unternehme. So würden bis Ende 2026 alle mehr als 120.000 hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Landeskirche für den Umgang mit sexualisierter Gewalt geschult, sagte der Präsident des Landeskirchenamtes, Jens Lehmann.
Die Betroffenen hatten bereits im vergangenen Jahr den Rücktritt des Landesbischofs gefordert. Meister lehnte es damals ab, sein Amt niederzulegen, räumte aber Fehler ein und kündigte vermehrte Initiativen der Landeskirche gegen sexualisierte Gewalt an.
Bei der diesjährigen Frühjahrstagung der Synode äußerten die Betroffenen immer wieder Unverständnis, dass sie selbst kein direktes Rederecht hätten. Die Synodalen nahmen diese Kritik auf und formulierten die Bitte an das Präsidium des Kirchenparlaments, ab der kommenden Herbstsynode ein direktes Rederecht für Betroffene zu ermöglichen.
Kritik der Betroffenen brachte Marlene Kowalski, Leiterin der Fachstelle für sexualisierte Gewalt bei der Diakonie Deutschland, als „Sprecherin des Publikums“ vor die Synode. So empfänden betroffene Personen den bisherigen Umgang der Synodalen mit dem Thema sexualisierte Gewalt als „kalt und distanziert“. Oft würden begonnene Kontakte zu Betroffenen wieder abgebrochen.
Zudem schilderte Kowalski den Eindruck Betroffener, wonach kirchliche Mitarbeitende Angst davor hätten, Kritik gegenüber der Kirchenleitung offen zu äußern.
Die Betroffene Lisa Meyer kritisierte in einem öffentlich verlesenen Brief, dass sie nach ersten positiven Gesprächen mit Mitgliedern des Kirchenparlaments später keinerlei Rückmeldungen bekommen habe. „Nicht eine oder einer von Ihnen hat sich bei mir gemeldet. Keiner! Null! Nada!“, formulierte Meyer.