Berlin (epd). Für die Mehrheit der Menschen in Deutschland hat der Schutz von Umwelt und Klima weiterhin einen hohen Stellenwert. Allerdings nimmt die Bedeutung dieses Themas in der Wahrnehmung der Bevölkerung weiter ab, wie eine am Montag in Berlin vorgestellte Studie des Umweltbundesamtes zum Umweltbewusstsein in Deutschland zeigt. In der Bedeutung politischer Themen, die das Land beschäftigen, rangiert der Umwelt- und Klimaschutz auf Platz 8 von 13 Positionen.
Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) hält demnach den Umwelt- und Klimaschutz für „sehr wichtig“, weitere 34 Prozent halten ihn für „eher wichtig“. Dieser Wert sei in den vergangenen Jahren jedoch kontinuierlich gesunken: 2022 bewerteten noch 57 Prozent, 2020 sogar 65 Prozent den Schutz von Umwelt und Klima als „sehr wichtig“.
Als dringlicher empfänden viele Bürger aktuell die Situation im Gesundheits- und im Bildungssektor (81 und 77 Prozent), die öffentliche Sicherheit (71 Prozent) und soziale Gerechtigkeit (63 Prozent). Auch die Themen Kriege und Terrorismus (62 Prozent), wirtschaftliche Entwicklung (57 Prozent) und der gesellschaftliche Zusammenhalt (61 Prozent) rangierten in der Einschätzung der Menschen noch vor Umwelt und Klima.
Auch das Ziel, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, verliere an Rückhalt: Nur noch 57 Prozent hielten das für „sehr wichtig“, fünf Prozent weniger als 2022.
Mit Blick auf die Folgen des Klimawandels schwinde zudem zunehmend der Optimismus der Deutschen, hieß es. Nur ein knappes Drittel der Befragten sei davon überzeugt, dass Deutschland die Folgen des Klimawandels angemessen bewältigen kann. Das sei der niedrigste Wert in dieser Zeitreihe seit 2002. Befragt nach konkreten aktuellen Umweltschutz-Herausforderungen würden zugleich der Kampf gegen die Plastikvermüllung und das Artensterben, die sichere Entsorgung von Atommüll und der Schutz von Wäldern, Mooren und anderen Ökosystemen für etwas wichtiger gehalten als zwei Jahre zuvor.
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, sprach von einem vielschichtigen Bild, das sich aus der Umfrage ergebe. So schätzten nur noch 44 Prozent der 18- bis 29-Jährigen den Umwelt- und Klimaschutz als „sehr wichtig“ ein, während es bei den über 50-Jährigen 63 Prozent sind. „Das Momentum der jungen Klimabewegung mit 'Fridays for Future' an der Spitze ab 2018 hat spürbar nachgelassen“, konstatierte Messner.
Zuversichtlich stimmt den Präsidenten des Amtes, dass trotz rückläufiger Zahlen immer noch insgesamt rund 90 Prozent den Umwelt- und Klimaschutz für „sehr wichtig“ oder „eher wichtig“ einstufen. Das sei eine starke Legitimation und stehe der herbeigeredeten Polarisierung der Gesellschaft bei dem Thema entgegen.
Zugleich mache sich die Hälfte der Menschen Sorgen um die Bezahlbarkeit von Umwelt- und Klimaschutz. Wichtig sei deshalb, immer die soziale Dimension bei entsprechenden Maßnahmen ins Zentrum zu rücken, sagte Messner.
Mit der Studie wird seit 1996 im Zweijahresrhythmus untersucht, wie sich Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland entwickeln. Für die aktuelle Umfrage wurden im Herbst 2024 rund 2.500 Personen zumeist online befragt.