Pferde-Friedenstreck durch Europa und Nahen Osten gestartet

Pferde-Friedenstreck durch Europa und Nahen Osten gestartet
Vor 80 Jahren endeten die Schoah und der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation des NS-Regimes. Zum Jahrestag am 8. Mai begann in Berlin eine Friedensfahrt, die über mehrere Monate hinweg für Verständigung werben will.
08.05.2025
epd
Von Yvonne Jennerjahn (epd)

Berlin (epd). Friedensglocke, Friedensbrot, Kutschen und Pferde: Am 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Weltkriegsendes ist in Berlin ein Friedenstreck durch Europa und den Nahen Osten aufgebrochen. Zum Start am Brandenburger Tor riefen Vertreter von Kirchen, Politik und Gesellschaft am Donnerstag zum Engagement für Frieden und Versöhnung auf. Sie forderten zugleich die Freilassung der von der Terrororganisation Hamas 2023 aus Israel entführten Geiseln.

Ziel der fast 5.000 Kilometer langen Tour mit Pferd und Wagen durch mehr als zehn Länder ist Jerusalem. Dort soll zu Weihnachten eine aus Militärschrott gegossene Friedensglocke an eine Schule übergeben werden, in der jüdische, muslimische und christliche Kinder gemeinsam unterrichtet werden.

Anan Zen, Vertreter der israelischen Botschaft in Berlin, sagte, der Treck stehe dafür, dass Frieden durch Begegnungen auf Augenhöhe, mit Offenheit und Respekt möglich sei. Zugleich erinnerte er daran, dass Frieden nicht von selbst komme. Auch die Friedensglocke sei ein „kraftvolles Symbol“, sagte Zen: „Aus Kriegsschrott wird Klang, aus Trennung wird Begegnung.“

Am Start waren mitten im Touristentrubel am Donnerstag sechs Kutschen und rund 20 Pferde. Auch ein junger Palästinenser, der seinen Namen aus Sicherheitsgründen nicht nennen wollte, war zur Verabschiedung der Friedensfahrer gekommen. Er hoffe, dass der Treck Israel und Palästina Frieden bringe und „dass wir als Israelis und Palästinenser eines Tages in Frieden leben können“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Ich will Frieden haben.“

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erklärte als Schirmherr, er hoffe, dass der Treck viele Menschen inspiriere, sich „ebenfalls für einen friedlichen Dialog einzusetzen, damit all die Kriege und Konflikte endlich enden“. Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte, der Treck stehe für Frieden und Völkerverständigung. „Auf den Wegen sollen wir uns begegnen, nicht auf den Schlachtfeldern“, sagte der frühere Ministerpräsident von Thüringen.

Pfarrer Helmut Kautz, einer der Initiatoren des Trecks, sagte, die Fahrt solle ein „wirkmächtiges Zeichen“ für den Frieden setzen. Auf der gesamten Strecke wollen nach aktuellem Stand Christina Barth-Bußmann aus Niedersachsen und Heinz Bley aus Thüringen als Gespannführer mit dabei sein. Die 55-jährige Krankenschwester ist mit einer von Shetland-Ponys gezogenen Kutsche unterwegs, der 66-jährige Landwirt mit Freiberger Pferden. Zunächst soll die Reise 17 Tage durch Deutschland führen und Stationen in Brandenburg und Sachsen passieren.