Rom (epd). Im ersten Wahlgang des am Mittwoch gestarteten Konklaves ist noch kein neuer Papst gefunden worden. Gegen 21 Uhr am Abend kam schwarzer Rauch aus dem Kamin über der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Die 133 Kardinäle werden also am Donnerstagvormittag den zweiten Wahlgang starten. Gewählt wird so lange, bis ein Kandidat eine Zwei-Drittel-Mehrheit, also 89 Stimmen, auf sich vereint.
Am Mittwochnachmittag waren die Kardinäle, die den Nachfolger von Papst Franziskus wählen, in einer feierlichen Prozession in die Sixtinische Kapelle eingezogen. Die Papstwahl erfolgt dort unter kompletter Abschottung von der Außenwelt.
Kardinal Pietro Parolin leitete eine kurze Andacht in der Kapelle, bevor die Kardinäle einzeln die Eidesformel zur Geheimhaltung ablegten. Danach forderte der Päpstliche Zeremonienmeister, Erzbischof Diego Ravelli, mit „Extra Omnes“ („alle hinaus“) alle nicht wahlberechtigten Personen auf, die Sixtinische Kapelle zu verlassen. Die Tür wurde von Ravelli geschlossen. Parolin leitete nach einer Meditation unter Ausschluss der Öffentlichkeit den ersten Wahlgang ein.
Vor dem Petersplatz und der angrenzenden Via della Conciliazione hatten sich Tausende Menschen versammelt und starrten auf die aufgebauten Bildschirme, die in Liveübertragung das Bild des Kamins zeigten. In der Sixtinischen Kapelle sitzen die Kardinäle nicht mehr nur wie in früheren Konklaven längs aufgereiht, sondern auch quer zu den Wänden. In diesem Konklave sind so viele Kardinäle wie noch nie versammelt.
Wahlberechtigt sind alle Kardinäle, die noch nicht 80 Jahre alt sind. Das sind eigentlich 135, 2 haben ihre Teilnahme aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. 108 der Kardinäle, die über den Nachfolger von Papst Franziskus entscheiden, hat dieser während seines zwölfjährigen Pontifikats selbst ernannt. Franziskus war am Ostermontag im Alter von 88 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
Das Konklave wird als das diverseste der Geschichte bezeichnet: 54 der am Mittwoch abstimmenden Kardinäle stammen aus Europa, mit 21 ist die Gruppe aus Asien bereits die zweitgrößte, gefolgt von jener aus Afrika mit 17 Vertretern. Ebenfalls 17 Kardinäle kommen aus Südamerika, 16 aus Nordamerika, 4 jeweils aus Mittelamerika und Ozeanien.
Am Mittwochvormittag war im Petersdom eine Messe zur Eröffnung des Konklaves zur Wahl des 267. Papstes gefeiert worden. „Wir sind hier, um den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten, um sein Licht und seine Kraft zu erflehen, damit der Papst gewählt wird, den die Kirche und die Menschheit an diesem schwierigen und komplexen Wendepunkt der Geschichte benötigen“ sagte Kardinal Giovanni Battista Re in seiner Predigt.
Die Wahl des neuen Papstes sei nicht nur ein einfacher Wechsel von Personen, sagte Re. Jeder Papst verkörpere Petrus und seine Sendung und vertrete auf diese Weise Christus auf Erden. „Er ist der Fels, auf dem die Kirche gebaut ist.“ Der 91-Jährige betonte die Einheit der Kirche, die von Christus gewollt sei. „Eine Einheit, die nicht Gleichförmigkeit bedeutet, sondern eine feste und tiefe Gemeinschaft in der Verschiedenheit, solange man dem Evangelium ganz treu bleibt.“ Zu den Aufgaben eines jeden Nachfolgers Petri gehöre es, die Gemeinschaft zu festigen: „die Gemeinschaft aller Christen mit Christus, die Gemeinschaft der Bischöfe mit dem Papst; die Gemeinschaft der Bischöfe untereinander“.