Berlin (epd). Zwei konfessionelle Fachverbände verlangen von der neuen Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD grundlegende Reformen in der Langzeitpflege. Ohne Sofortmaßnahmen sowie „eine grundständige Finanz- und Strukturreform“ sei die Versorgungssicherheit in der Pflege „nicht mehr sichergestellt“, teilte der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege am Mittwoch in Berlin mit. Ähnlich äußerte sich der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland: „Die ersten 100 Tage müssen genutzt werden, um überfällige Reformen auf den Weg zu bringen“, forderte der konfessionelle Fachverband.
Konkret sprach sich der katholische Verband unter anderem für eine unbürokratische Vorfinanzierung der Sozialhilfe-Leistungen durch die Bundesländer aus, um Liquiditätsprobleme bei den Trägern abzufedern. Nötig sei zudem eine verlässliche Refinanzierung der Digitalisierung und die Einbindung der Pflege in die Telematik-Infrastruktur. Die wirtschaftliche Lage vieler Pflegeeinrichtungen sei angespannt: Die Ausgaben stiegen, Zahlungen der Sozialhilfe-Träger erfolgten verzögert und es fehle an Investitionen.
Der Vorsitzende des evangelischen Verbands, Wilfried Wesemann, kritisierte, der Koalitionsvertrag der drei Parteien bleibe „weit hinter den Erwartungen“ der professionellen Langzeitpflege zurück. Obwohl es schon lange kein Erkenntnisproblem mehr gebe, sollten laut dem Vertrag für die Rettung und Weiterentwicklung der Langzeitpflege „wieder Kommissionen gebildet und dringend notwendige Reformen verschoben werden“.
Barbara Dietrich-Schleicher, Vorsitzende des katholischen Verbands, erwartet nach eigener Darstellung „keine weiteren Prüfaufträge oder zusätzliche Regulierungen für Pflegeeinrichtungen, sondern konkrete Schritte“. Modellprojekte reichten nicht aus, „es braucht jetzt eine klare Linie und zügige Umsetzung“, verlangte sie. Dietrich-Schleicher forderte die Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf, die Pflege nicht länger auf später zu vertrösten, sondern notwendigen politischen Rückenwind zu geben, „um spürbare Verbesserungen zu erreichen“.