Düsseldorf (epd). Die beiden Beratungsstellen für Opfer von rechter, rassistischer, antisemitischer oder anderer menschenfeindlicher Gewalt in Nordrhein-Westfalen schlagen Alarm. Im vergangenen Jahr habe es in Nordrhein-Westfalen 526 Angriffe aus entsprechenden Motiven heraus gegeben, sagte Sabrina Hosono von der Opferberatung Rheinland am Dienstag in Düsseldorf: „Das ist ein Anstieg von 48 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und markiert einen neuen Höchststand seit Erfassungsbeginn der Beratungsstellen.“
Die dokumentierten Delikte umfassten unter anderem 93 gefährliche und 168 einfache Körperverletzungen, 12 Brandstiftungen, 3 Tötungsdelikte und 4 versuchte Tötungen oder schwerste Körperverletzungen. Thomas Billstein von der in Dortmund ansässigen Beratungsstelle Back-up NRW sagte: „Wie bereits seit Beginn unseres Monitorings war Rassismus auch 2024 die häufigste Motivation der Angriffe.“ Mit 267 erfassten Taten ergebe sich hier ein Höchststand. Zudem hätten sich die Zahlen für antisemitische Gewalttaten wie auch für Angriffe auf politische Gegner „mehr als verdoppelt“.
Die Beratungsstellen monieren, dass ihre Zahlen deutlich über jenen des Verfassungsschutzberichts für Nordrhein-Westfalen für 2024 liegen. So liste das NRW-Innenministerium 237 rechte Gewalttaten auf, die Beratungsstellen kämen auf mehr als das Doppelte. Der Projektleiter der Opferberatung Rheinland, Fabian Reeker, sprach in diesem Zusammenhang von einer „doppelten Erfassungslücke“. Zum einen hätten die Opfer rassistischer Gewalt oft Scheu, entsprechende Taten bei der Polizei anzuzeigen. Zum anderen erfassten die Ermittlungsbehörden die Vorfälle nicht richtig und gingen Hinweisen auf rassistische Tatmotive nicht konsequent genug nach.