Berlin (epd). Überraschender Wechsel an der Spitze des Entwicklungsministeriums: Statt der Amtsinhaberin Svenja Schulze hat die SPD die bisherige Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (beide SPD), für die Spitze des Entwicklungsressorts nominiert, wie die Partei am Montag in Berlin mitteilte.
Schulze hatte in den vergangenen Wochen signalisiert, dass sie gerne im Amt bleiben würde. Seit 2018 saß sie am Kabinettstisch, zunächst als Umweltministerin, seit 2021 als Entwicklungsministerin.
Die Entwicklungsorganisation ONE dankte der scheidenden Ministerin für ihr Engagement und gratulierte Albali-Radovan zu ihrer Ernennung. „Wir freuen uns über frische Impulse und hoffen, dass sie die Entwicklungszusammenarbeit entschlossen voranbringt - im Kampf gegen Armut, Hunger, vermeidbare Krankheiten und die Klimakrise“, sagte die One-Chefin für Deutschland, Lisa Ditlmann. Gerade in herausfordernden Zeiten sei es wichtig, ein Zeichen gegen Nationalismus und für internationale Zusammenarbeit zu setzen.
Alabali-Radovan war als Staatsministerin im Bundeskanzleramt seit Dezember 2021 Integrationsbeauftragte der scheidenden Bundesregierung unter Kanzler Olaf Scholz (SPD), im Februar 2022 kam das neu geschaffene Amt der Antirassismusbeauftragten hinzu. Von 2020 bis 2021 arbeitete die 35-Jährige als Integrationsbeauftragte des Landes Mecklenburg-Vorpommern.
Ihr bisheriges politisches Engagement ist eng mit ihrer Biografie verbunden. Alabali-Radovan wurde 1990 in Moskau geboren und kam im Alter von sechs Jahren mit ihrer Familie nach Mecklenburg-Vorpommern. Ihre Eltern, christliche Iraker, waren vor dem despotischen Regime unter Staatschef Saddam Hussein geflohen. Diese Fluchterfahrung habe sie tief geprägt, schreibt die SPD-Politikerin auf ihrer Webseite.
Alabali-Radovan studierte an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaften und arbeitete unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Orient-Institut sowie als Länderreferentin für den Nah- und Mittelost-Verein in Berlin, bevor sie in die Landesverwaltung wechselte.
Am Dienstag soll der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz vom Bundestag zum Kanzler gewählt werden. Für den Anschluss ist die weitere Bildung der schwarz-roten Regierung mit Ernennung der Ministerinnen und Minister geplant.
Neue Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration im Sozialministerium soll Natalie Pawlik (SPD) werden. Die Bundestagsabgeordnete aus Hessen war seit 2022 Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.