Hilfsorganisationen sehen prekäre humanitäre Situation in Ukraine

Hilfsorganisationen sehen prekäre humanitäre Situation in Ukraine

Hannover (epd). Hilfsorganisationen beschreiben die humanitäre Situation in der Ukraine im vierten Kriegsjahr als zunehmend prekär. Der Leiter des Kiewer Büros der Diakonie Katastrophenhilfe, Andrij Waskowycz, berichtete am Freitag auf dem evangelischen Kirchentag in Hannover von einem zunehmenden Beschuss ukrainischer Städte. Die Menschen fühlten sich inzwischen in keinem Landesteil mehr wirklich sicher.

Nach den Worten von Waskowycz sind inzwischen rund zehn Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer auf psychosoziale Betreuung angewiesen - ein Viertel der Bevölkerung. Die anhaltenden Angriffe hinterließen deutliche Spuren bei den Menschen. Das ukrainische Volk sei als Ganzes traumatisiert, sagte Waskowycz. In den besetzten Gebieten zum Beispiel sei humanitäre Hilfe aber gar nicht möglich.

Aktuelle Vorschläge etwa der US-Regierung zur Beendigung des Krieges seien für die meisten Menschen in der Ukraine nicht annehmbar. Russland ziele darauf ab, die Ukraine als eigenständiges Volk zu eliminieren. Das Massaker von Butscha im Frühjahr 2022 habe die Sicht der meisten Menschen darauf verändert, dass man sich mit dieser Situation arrangieren könne.

Der Leiter des lutherischen Rehabilitationszentrums St. Paul in Odessa, Vitaliy Mykhaylyk, berichtete per Videozuschaltung ebenfalls von einer wachsenden Angst der Menschen. Viele Menschen seien seit 2022 traumatisiert worden. Allerdings stehe die psychosoziale Hilfe gegenwärtig etwa hinter notwendigen Evakuierungen zurück. Zudem brauchten die von seinem Zentrum unterstützten älteren und behinderten Menschen auch Lebensmittel und Hilfsgüter.