Arbeit und KI: Heil rechnet mit großen Umwälzungen

Arbeit und KI: Heil rechnet mit großen Umwälzungen
"Tag der Arbeit" prägt auch evangelischen Kirchentag in Hannover
Am "Tag der Arbeit" ging es auf dem Kirchentag und am Rande des Protestantentreffens in Hannover um die Frage nach guter Arbeit. Dabei spielten auch die rasanten Umwälzungen durch Künstliche Intelligenz eine Rolle.

Hannover (epd). Der geschäftsführende Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) rechnet mit großen Umwälzungen in der Arbeitswelt durch Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierungen. In der Debatte um KI erlebe er dabei einen „pendelnden politischen Extremismus“ zwischen Weltuntergangsszenarien und kritiklosem Jubel, sagte Heil mit Blick am „Tag der Arbeit“ auf einem Podium des evangelischen Kirchentags in Hannover.

„Wir dürfen erstmal keine Angst haben - ohne naiv zu sein“, riet Heil, der auch Mitglied im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist. Nötig sei eine „präventive Arbeitsmarktpolitik“, durch die Beschäftigte einfacher und schneller umlernen könnten, wenn sie ihre Arbeit infolge des technischen Fortschritts verlören.

Sicherheit vor diesem Wandel könne die Politik den Menschen nicht versprechen, dafür aber „Sicherheit im Wandel“, ergänzte der Minister. Der SPD-Politiker schlug vor, einen Rechtsanspruch dafür zu schaffen, im Leben mehrfach einen neuen Beruf lernen zu können: „Das Ziel ist, Beschäftigten die Angst zu nehmen, dass sie verlieren, und dafür zu sorgen, dass sie die Arbeit von morgen übernehmen können.“

Schon am Morgen hatte sich Heil in einer Bibelarbeit mit dem Modell des Sozialstaates als Grundlage für gute Arbeit beschäftigt. Dabei gehe es um Freiheit und Würde, für die Christinnen und Christen kämpften.

Dieser Kampf könne nur gemeinsam geschehen, mahnte der Bezirksvorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Niedersachsen, Mehrdad Payandeh, auf der Mai-Kundgebung der Gewerkschaften am Rande des Kirchentages in der niedersächsischen Landeshauptstadt. Daran beteiligten sich laut DGB rund 5.000 Demonstrantinnen und Demonstranten.

Angesichts ökonomischer und sozialer Krisen forderte Payandeh in seiner Mairede zum Schulterschluss auf im Einsatz für die Demokratie und gegen Hass, wachsenden Rassismus und Antisemitismus: „Wir brauchen mehr denn je Zusammenhalt.“

Damit lag er auf einer Linie mit Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund, die sich auf der Bühne vor der Mai-Kundgebung für „einen Aufbruch und mehr Gemeinsamkeit“ einsetzte und warnte: „Demokratie ist keine Komfortzone, sondern harte Arbeit.“

Während der Kundgebung wurde aber auch Kritik am kirchlichen Arbeitsrecht laut, das Gewerkschaftern zufolge von hierarchischen Strukturen und mangelnder Mitbestimmung geprägt ist. Bundesweit hatte der DGB am Maifeiertag unter dem Motto „Mach dich stark mit uns!“ zu Demonstrationen aufgerufen. Daran hatten sich den Angaben zufolge bei 450 Veranstaltungen und Kundgebungen rund 330.000 Menschen beteiligt.

Der „Tag der Arbeit“ hat seinen Ursprung in den USA. Im Jahr 1865, am Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, erhoben Gewerkschaften erstmals die Forderung nach einem achtstündigen Arbeitstag. Zur Durchsetzung ihrer Forderung rief die Arbeiterbewegung am 1. Mai zu einem Generalstreik auf. Heute ist der „Tag der Arbeit“ in zahlreichen Ländern weltweit ein gesetzlicher Feiertag.