Theologe Dietz: Kirche braucht "neue Betriebslogik"

Theologe Dietz: Kirche braucht "neue Betriebslogik"

Hannover (epd). Der evangelische Theologieprofessor Thorsten Dietz wünscht sich von seiner Kirche eine „neue Betriebslogik“. Zumindest in Mitteleuropa sei die selbstverständliche Zugehörigkeit zu einer christlichen Kirche vorbei, sagte der in Marburg und Zürich lehrende Systematiker am Donnerstag auf dem 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover. Das sei kirchengeschichtlich eine neue Situation und „gesamtgeschichlich nicht unverdient“, sagte der 54-Jährige mit Blick auf Kreuzzüge, Hexenverfolgung, Inquisition und sexuellem Missbrauch.

Die Kirche sei nicht mehr die „Mitte der Gesellschaft“, fügte Dietz hinzu. Dennoch habe der christliche Glaube weiterhin eine große Kraft, um Menschen Orientierung und Halt im Leben und auch im Sterben zu geben. Dabei gebe es verschiedene Zugänge zum Christentum, etwa im sozialen und politischen Engagement wie auch im spirituellen Bereich. Keine staatlich-weltliche Organisation könne auf eine durchgehende 2.000-jährige Geschichte zurückblicken - mit allen Höhen und Tiefen.

Der Pfarrer warnte die Kirchen davor, sich mit Ihrem geistlichen Angebot von der Welt abzugrenzen. Die Kirche müsse vielmehr vermitteln zwischen einer „Glaube ohne Welt“ und einer „Welt ohne Glauben“. Der in Wattenscheid geborene Dietz ist ordentliches Mitglied des Kammernnetzwerks der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im vergangenenJahr erhielt er den Ökumenischen Predigtpreis in der Kategorie Podcast.