Hunderttausende bei Kundgebungen zum Tag der Arbeit

Hunderttausende bei Kundgebungen zum Tag der Arbeit
Unter dem Motto "Mach dich stark mit uns!" haben am 1. Mai bundesweit rund 310.000 Menschen für faire Löhne, gute Arbeitsbedingungen und sichere Jobs demonstriert. Der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief zur Solidarität auf.

Chemnitz, Berlin (epd). Die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, hat zum 1. Mai mit Blick auf die Lohnlücke zwischen Ost und West eine Tarifwende gefordert. „Arbeitgeber haben immer noch nicht begriffen, dass sie mit Billiglöhnen und schlechteren Arbeitsbedingungen keine Fachkräfte gewinnen können“, sagte die DGB-Chefin am Donnerstag bei der Hauptveranstaltung des DGB zum Tag der Arbeit in Chemnitz. Sie forderte ein bundesweites Tariftreuegesetz, damit öffentliche Aufträge nur an tarifgebundene Unternehmen vergeben werden.

Fahimi warnte die Politik zudem vor einer Aushöhlung der sozialen Sicherheit. „Soziale Stabilität ist Standortfaktor. Die Bundesregierung muss eine Investitionsoffensive starten - in Schulen, Krankenhäuser, Verkehr und Digitalisierung.“ Soziale Sicherheit und wirtschaftliches Wachstum seien kein Widerspruch. „Eine gerechte Wirtschaft bedeutet, dass Menschen nicht bloß Zahlen sind. Dass die Wirtschaft nicht nur Gewinne erwirtschaftet, sondern Wohlstand für alle schafft“, sagte Fahimi.

Auch der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) rief zur Solidarität mit den Beschäftigten auf. „Unverändert gibt es viel zu viele, die für zu wenig Geld hart arbeiten müssen. Deshalb bin ich für anständige Löhne“, schrieb Scholz auf der Plattform X. „Und ich bin für starke Gewerkschaften. Sie sind wichtig für den sozialen Zusammenhalt unseres Landes. Darum geht es am 1. Mai!“

Bundesweit kamen nach DGB-Angaben 330.000 Menschen bei 450 Veranstaltungen und Kundgebungen unter dem diesjährigen Motto „Mach dich stark mit uns!“ zusammen.

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst kündigte bei der zentralen Kundgebung des DGB NRW in Siegburg an, mit der künftigen Bundesregierung das Gespräch zum Thema Tarifbindung zu suchen. Tariflöhne seien die „faireren Löhne“ und Ausdruck einer starken Sozialpartnerschaft. Die NRW-Landesregierung wolle ihren Beitrag leisten und tarifgebundene Unternehmen stärken. Auch die neue Koalition im Bund habe in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, dieses Ziel zu verfolgen, sagte er.

Bei einer Kundgebung am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hannover riefen Vertreter aus Gewerkschaften und Kirche angesichts ökonomischer und sozialer Krisen zu Geschlossenheit im Kampf für Demokratie auf. „Wir brauchen mehr denn je Zusammenhalt“, sagte der Bezirksvorsitzende des DGB Niedersachsen, Mehrdad Payandeh. Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund betonte: „Wir brauchen einen Aufbruch und mehr Gemeinsamkeit. Demokratie ist keine Komfortzone, sondern harte Arbeit.“ Es sei wichtig, im Schulterschluss für eine offene und gerechte Gesellschaft zu demonstrieren.

Der Tag der Arbeit hat seinen Ursprung in den USA. Im Jahr 1865, am Ende des amerikanischen Bürgerkriegs, erhoben Gewerkschaften erstmals die Forderung nach einem achtstündigen Arbeitstag. Zur Durchsetzung ihrer Forderung rief die Arbeiterbewegung am 1. Mai zu einem Generalstreik auf. Heute ist der Tag der Arbeit in zahlreichen Ländern weltweit ein gesetzlicher Feiertag.