Ukrainische Geflüchtete: Arbeitsmarktintegration braucht Jahre

Ukrainische Geflüchtete: Arbeitsmarktintegration braucht Jahre

Nürnberg (epd). Einer Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge braucht es noch Jahre, bis mehr als die Hälfte der erwerbsfähigen ukrainischen Geflüchteten in Deutschland einen Job gefunden haben. Aus der Simulation gehe hervor, dass fünf Jahre nach der Ankunft der Ukrainerinnen und Ukrainer deren Erwerbstätigenquote auf 45 Prozent steigen könnte, teilte das Institut am Freitag mit. Nach zehn Jahren sei in diesem Szenario eine Quote von 55 Prozent möglich.

Die Unterschiede in den Erwerbstätigenquoten zwischen Männern und Frauen sind erheblich: Fünf Jahre nach der Ankunft erreichen Männer den Angaben zufolge eine Quote von 58 Prozent, während Frauen lediglich auf eine Quote von 41 Prozent kommen. Nach zehn Jahren erhöhen sich diese Werte auf 68 Prozent für Männer beziehungsweise 52 Prozent für Frauen. Zum Vergleich: Die Erwerbstätigenquote der 20- bis 64-Jährigen in Deutschland lag 2023 bei 77,4 Prozent.

„Insbesondere der hohe Anteil alleinerziehender Mütter sowie der vergleichsweise schlechte Gesundheitszustand der ukrainischen Geflüchteten wirken sich dämpfend auf die Entwicklung der Erwerbstätigenquoten aus“, erklärte IAB-Bereichsleiterin Yuliya Kosyakova. Hingegen seien deren hohes Bildungsniveau und der Wegfall des Asylverfahrens günstig für die Integration in den Arbeitsmarkt. „Gezielte Sprachförderungsmaßnahmen verbessern nicht nur kurzfristig die Sprachfähigkeiten, sondern tragen auch mittel- bis langfristig zur Erhöhung der Erwerbstätigenquoten bei und können somit den Sozialleistungsbezug reduzieren“, sagte IAB-Bereichsleiter Herbert Brücker.

Die Simulationsstudie beruht auf einer Stichprobe von Geflüchteten, die vor 2022 nach Deutschland zugezogen sind, sowie anderer Migrantinnen und Migranten aus der früheren Sowjetunion. Dem Basisszenario liegen realistische Annahmen über demografische Faktoren, Familienkonstellationen, Bildung, Sprache, institutionelle und wirtschaftliche Faktoren zugrunde.