Gütersloh (epd). 60 Prozent der rund 350 Millionen wahlberechtigten EU-Bürgerinnen und -Bürger wollen laut einer Umfrage der Bertelsmann Stiftung an der Europawahl am 9. Juni teilnehmen. Das wären etwa zehn Prozent aller Wahlberechtigten mehr als bei der Wahl vor fünf Jahren, erklärte die Stiftung am Mittwoch in Gütersloh. Für die aktuelle „eupinions“-Umfrage wurden im Dezember rund 13.000 Bürgerinnen und Bürger in den 27 EU-Mitgliedsstaaten befragt.
Die Befragung zeigt demnach auch, dass 75 Prozent der Europäerinnen und Europäer Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Namen und Bild kennen. Damit sei die deutsche Politikerin, die nach den Europawahlen eine zweite Amtszeit anstrebt, deutlich bekannter als ihre Vorgänger wie der luxemburgische Politiker Jean-Claude Juncker (2014-2019) oder José Manuel Barroso aus Portugal (2004-2014), hieß es. Als größte Leistung der Kommissionspräsidentin wurden von den Befragten ihr Umgang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und ihr Management in der Corona-Pandemie genannt.
Allerdings fühlten sich nur etwa 30 Prozent der interviewten EU-Bürgerinnen und -Bürger über die Aktivitäten der Kommissionspräsidentin ausreichend informiert, um ihre Leistung auch beurteilen zu können, hieß es. 70 Prozent der Befragten zeigten hier Wissenslücken.
Reformen könnten helfen, die Verbindung zwischen den europäischen Bürgerinnen und Bürgern zur Kommissionsspitze zu stärken, sagte die Europa-Expertin der Bertelsmann Stiftung, Isabell Hoffmann. Das Amt müsse über die allgemeinen Europa-Wahlen stärker legitimiert werden, forderte sie. Das könnte etwa über ein stärkeres Modell von Spitzenkandidatinnen und -kandidaten oder eine Direktwahl geschehen.
Die Europäische Kommission vertritt die gemeinsamen Interessen der EU und ist das wichtigste Exekutivorgan der EU. Die CDU-Politikerin von der Leyen stellt sich als Spitzenkandidatin der europäischen Konservativen (EVP) erneut für das Amt zur Wahl, über die das Europäische Parlament abstimmt. Für die „eupinions“-Umfrage werden den Angaben zufolge alle drei Monate Bürgerinnen und Bürger der EU zu europäischen Themen befragt.
