Baerbock: Es braucht mehr privates Geld für den Klimaschutz

Baerbock: Es braucht mehr privates Geld für den Klimaschutz
Nur Staatsgelder reichen nicht, um den Klimaschutz weltweit zu finanzieren. Deshalb fordern Außenministerin Baerbock und Entwicklungsministerin Schulze mehr Geld aus dem Privatsektor. Dabei geht es vor allem um Klimainvestitionen - und Superreiche.

Berlin (epd). Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat eine stärkere Einbeziehung von Entwicklungsbanken und Unternehmen beim globalen Klimaschutz gefordert. „Wenn wir als Weltgemeinschaft die Emissionen in den nächsten sechs Jahren halbieren wollen, müssen wir jetzt den Klimaturbo einlegen - und vor allem den Technologieturbo“, sagte Baerbock am Donnerstag zum Auftakt des Petersberger Klimadialogs in Berlin. Für die Finanzierung brauche es stärkere Entwicklungsbanken, die Klimaschutz in den Mittelpunkt stellen. Auch der Privatsektor müsse auf den „Energiewendezug“ aufspringen.

Noch immer konzentrierten sich 90 Prozent der Klimainvestitionen auf die Industrieländer und einige wenige Schwellenländer, erklärte die Grünen-Politikerin. Zu oft blieben die wirtschaftlichen und unternehmerischen Chancen der Energiewende in vielen Ländern Afrikas, Asien und Lateinamerika ungenutzt. Dabei sei etwa Afrika insbesondere für die Solarbranche ein „hervorragender Standort“, betonte Baerbock. Sie forderte „eine Entfesselung des privaten Kapitals“ für die Umsetzung der Klimaschutzziele.

Auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schule (SPD) sprach sich dafür aus, mehr private Gelder für den Klimaschutz zu mobilisieren. Sie forderte insbesondere eine internationale Besteuerung von Superreichen.

Der aserbaidschanische Umweltminister Mukhtar Babayev betonte, dass es bei der kommenden Weltklimakonferenz in Baku vor allem darum gehen werde, die gemeinsamen Anstrengungen zu erhöhen, die erforderlichen Finanzmittel für die Energiewende bereitzustellen. Dabei würden internationale Banken und der Privatsektor eine „große Rolle“ spielen, sagte Babayev. Er ist der designierte Präsident der Weltklimakonferenz im November in Aserbaidschan.

Baerbock bekräftigte, dass Deutschland seine Finanzversprechen zur Unterstützung armer Länder im Kampf gegen die Erderwärmung weiter einhalten werde. Für dieses Jahr plane die Bundesregierung 6,4 Milliarden Euro ein, für kommendes Jahr seien 6 Milliarden Euro veranschlagt. Die Industrieländer hatten zugesagt, wirtschaftlich weniger entwickelte Länder von 2020 bis 2025 mit jährlich mindestens 100 Milliarden US-Dollar Klimahilfen aus privaten und öffentlichen Quellen zu unterstützen. 2022 wurde die Summe laut vorläufigen Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wahrscheinlich erstmals erreicht.

Sabine Minninger, Klimaexpertin der Hilfsorganisation „Brot für die Welt“, sieht ein „wichtigstes Signal“ darin, dass Deutschland als verlässlicher Partner den ärmsten Staaten zur Seite stehen will. „Jedoch wurden keine signifikanten Ankündigungen oder Zusagen gemacht, wie Deutschland nach 2025 die ärmsten Staaten unterstützen wird“, kritisierte sie. Auch der Klimaexperte der Welthungerhilfe, Michael Kühn, forderte eine verlässliche Finanzierungszusage von der Bundesregierung.

Der zweitägige Petersberger Klimadialog, den Deutschland seit 2010 jährlich veranstaltet, gilt als wichtiges internationales Vorbereitungstreffen für die Weltklimakonferenzen.