Organisationen fordern mehr Hilfe für den Sudan

Organisationen fordern mehr Hilfe für den Sudan
Nach einem Jahr Krieg im Sudan ist die Lage der Menschen desolat. Organisationen fordern größere Friedensbemühungen und deutlich mehr humanitäre Hilfe. Von einer Lösung ist das Land laut Konfliktforschern allerdings weit entfernt.

Genf, Frankfurt a.M. (epd). Ein Jahr nach Beginn des Krieges im Sudan haben UN und Organisationen zu mehr internationalem Engagement für Frieden und Hilfe aufgerufen. Die Reaktion der Staatengemeinschaft sei absolut unzureichend, kritisierte Amnesty International am Freitag. Die Menschen in mehreren Regionen seien akut von einer Hungersnot bedroht, erklärten die Vereinten Nationen. Die humanitäre Hilfe für das Land muss laut „Ärzte ohne Grenzen“ umgehend aufgestockt werden.

Am 15. April 2023 eskalierte im Sudan ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF). Tausende Menschen wurden seither getötet, mehr als acht Millionen mussten fliehen. Am Jahrestag richten Deutschland, Frankreich und die EU eine Konferenz zur humanitären Hilfe in Paris aus. Laut den Vereinten Nationen hungern rund 18 Millionen Menschen im Sudan. Der UN-Hilfsplan über mehr als zwei Milliarden Euro ist nur zu einem Bruchteil finanziert.

Um eine Hungersnot zu verhindern, müsse die internationale Hilfe gesteigert und eine sofortige Waffenruhe vereinbart werden, erklärte der amtierende Repräsentant des UN-Entwicklungsprogramms UNDP im Sudan, Thair Shraideh. Zudem müssten humanitäre Helfer uneingeschränkten Zugang zu den Bedürftigen haben.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte vor den Folgen der Kämpfe für die medizinische Versorgung der Bevölkerung. Das Gesundheitssystem breche vor allem in den schwer zugänglichen Gebieten zusammen. Gesundheitseinrichtungen seien zerstört oder geplündert worden. Andere Einrichtungen litten unter einem Mangel an Personal, Medikamenten, Impfstoffen, Ausrüstung und Vorräten.

Die Krise im Sudan gehört laut „Ärzte ohne Grenzen“ zu den weltweit schwersten der vergangenen Jahrzehnte. Die Regierung erschwere den Zugang für humanitäre Hilfe absichtlich, vor allem in Gebieten, die sie nicht kontrolliere. Sie verweigere systematische Reisegenehmigungen für Helfer und Transporterlaubnisse für Hilfsgüter, wenn Frontlinien überquert werden müssten.

Laut den Konfliktforschern der „Crisis Group“ behindert aber auch die RFS systematisch Hilfe. Der sudanesische Staat sei weitgehend kollabiert. Je länger der Krieg dauere, desto schwieriger werde es, den Sudan wieder aufzubauen. Zusätzlich beteiligten sich immer neue bewaffnete Gruppen an dem Konflikt, was Friedensbemühungen erschwere. Deshalb seien Lösungsansätze umso dringender. Doch statt sich dafür einzusetzen, befeuerten mehrere Länder den Krieg, indem sie eine der Seiten unterstützten.

Auch der Afrika-Experte Gerrit Kurtz sieht wenig Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe. „Im Moment kann ich bei den Konfliktparteien keine Bereitschaft erkennen, den Krieg zu beenden“, sagte der Konfliktforscher von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) dem epd. „Der Sudan ist auf dem Weg, zu der größten humanitären Krise der Welt zu werden.“

Die Welt habe die Menschen im Sudan im vergangenen Jahr ignoriert, kritisierte Amnesty-Regionaldirektor Tigere Chagutah. Die internationale Gemeinschaft habe nicht genug Druck auf die Konfliktparteien ausgeübt, damit sie mit ihren Menschenrechtsverletzungen aufhörten. Weder die Afrikanische Union noch die Vereinten Nationen hätten ihre Möglichkeiten ausgeschöpft, um den Sudanesinnen und Sudanesen zu helfen.

Derweil sieht die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ Beweise für einen Völkermord an der Masalit-Volksgruppe in der westsudanesischen Region Darfur. Die Verbrechen gegen die Ethnie reichten von ethnisch motivierten Massakern, Bombardierungen ziviler Ziele über Gewalt gegen Kinder, dem Einsatz von Vergewaltigung als Kriegswaffe bis hin zu gezielten Vertreibungen, erklärte die Organisation anlässlich der Veröffentlichung eines Berichts, der die Verbrechen dokumentiert.