Haiti: Notstand verlängert und wichtigster Hafen geschlossen

Haiti: Notstand verlängert und wichtigster Hafen geschlossen

Frankfurt a.M., Port-au-Prince (epd). Die Gewalt von kriminellen Banden in Haiti legt das Land immer weiter lahm. Die Behörden verlängerten den zunächst für 72 Stunden verhängten Notstand in der Hauptstadt Port-au-Prince und Umgebung, wie das regionale Nachrichtenportal „Infobae“ am Donnerstag (Ortszeit) berichtete. Der Ausnahmezustand mit nächtlicher Ausgangssperre im Departement West gelte einen Monat. Derweil kündigte der wichtigste Hafen des Landes in der Hauptstadt seine Schließung an. Das Betreiberunternehmen CPS ziehe damit die Konsequenz aus „den böswilligen Sabotageakten und dem Vandalismus“ durch die bewaffneten Banden in den vergangenen Tagen.

Seit einigen Tagen eskaliert die Gewalt der Banden, die einen Rücktritt von Übergangsministerpräsident Ariel Henry fordern. Henry selbst befindet weiter in Puerto Rico, ohne einen Zeitpunkt für eine Rückkehr zu nennen. Anfang der Woche war er wegen der Besetzung des Flughafens durch Aufständische daran gehindert worden.

In der Nacht zum Sonntag hatten bewaffnete Gruppen das Gefängnis in Port-au-Prince angegriffen und laut Medienberichten fast 3.600 der knapp 3.700 Insassen die Flucht ermöglicht. Weitere Gefangene flohen aus der zweitgrößten Haftanstalt in der Stadt Croix des Bouquets. Die koordinierten Angriffe auf die Gefängnisse und auch auf Polizeistationen erfolgten, nachdem die Banden einen Aufstand gegen die Regierung angekündigt hatten.

Laut den Vereinten Nationen sind in Haiti seit Jahresbeginn durch die Bandengewalt etwa 1.200 Menschen getötet und knapp 700 weitere verletzt worden. Mehr als 313.000 Menschen seien auf der Karibikinsel auf der Flucht. Die staatliche Grundversorgung wie das Gesundheitssystem stünden vor dem Kollaps, Tausende Menschen seien von humanitärer Hilfe abgeschnitten.

Interimsministerpräsident Henry war am vergangenen Wochenende zu Gesprächen in Kenia, um die Entsendung einer internationalen Polizeieinheit zur Eindämmung der Gewalt in Haiti voranzutreiben. Das bitterarme Haiti befindet sich seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise, die Gewaltausbrüche hervorruft. Haiti hat sich zudem nie von dem verheerenden Erdbeben 2010 erholt, bei dem mindestens 200.000 Menschen ums Leben kamen.