Agrarproteste: Forscher Zick ruft zu Abgrenzung gegen Extremismus auf

Agrarproteste: Forscher Zick ruft zu Abgrenzung gegen Extremismus auf
11.01.2024
epd
epd-Gespräch: Holger Spierig

Bielefeld (epd). Im Konflikt um die Streichung von Agrarsubventionen ruft der Konfliktforscher Andreas Zick protestierende Landwirte zu einer deutlichen Abgrenzung gegenüber Rechtsextremisten auf. Extremisten suchten bewusst Proteste auf und zeigten sich dort, um diese zu unterwandern, sagte Zick in Bielefeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es sind kleine Gruppen, die in einer hochkochenden Situation die Aggression schüren können“, warnte der Forscher. Hier wirkten sich auch Verschwörungserzählungen aus, die in den vergangenen Jahren auch die Mitte der Gesellschaft angesteckt hätten.

Bei den aktuellen Protesten sei es gut gewesen, dass der Bauernverband und viele Protestierende auf rechtsradikale Feindbilder sofort reagiert hätten, erklärte der Leiter des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld. Der Konflikt mache die Schwachstellen der Agrarindustrie sichtbar. Hier müsse langfristig eine Lösung gefunden werden. „Diese Sorgen sollten nicht Populisten und Extremisten überlassen werden, die mit Heilsversprechen locken“, mahnte Zick.

„In einer solchen Situation, wo der Konflikt unüberbrückbar wird, müssen Wege für den Dialog gefunden werden“, unterstrich der Konfliktforscher. Die Demokratie lebe von Möglichkeiten der Konfliktregulation. Aggression und Gewalt versuchten, diese zu behindern. Rechtsextreme Aktivsten wollten Dialog und Kommunikation verhindern. Davon sollten sich die Protestierenden nicht anstecken lassen.

Protestaktionen werden nach Beobachtung Zicks aggressiver, die Drohungen entfernten sich zunehmend von den eigentlichen Protestinhalten. Bei den Protesten seien immer mehr „Wutbürger“ zu finden, die schon weit vorher Wut aufgebaut hätten. In Krisenzeiten schwinde das Vertrauen in Politik, Behörden und Gerichte, die Konfliktregulation leisten sollten. „Werden die Institutionen infragegestellt oder angegriffen, dann wird die Demokratie instabil“, mahnte Zick.