Globalisierungskritiker wirft Frankreich postkoloniale Ausbeutung vor

Globalisierungskritiker wirft Frankreich postkoloniale Ausbeutung vor

München (epd). Die europäische Afrika-Politik ist dem Schweizer Globalisierungskritiker Jean Ziegler zufolge die Hauptursache für die gewaltsamen Umstürze der vergangenen Monate in westafrikanischen Staaten. Es sei wichtig zu verstehen, „dass diese Militärputsche einer historischen Notwendigkeit gehorchen“, sagte er dem „missio magazin“ des katholischen Hilfswerks missio München: „So konnte es nicht weitergehen mit dem Elend, mit dem Hunger, mit der Korruption.“

Ziegler kritisiert dabei zuvorderst die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die ihre früheren Kolonien in Westafrika auch nach deren Unabhängigkeit ausgebeutet habe. Konkret nannte Ziegler die französischen Militärbasen in einzelnen Ländern und die gemeinsame Währung CFA-Franc, wodurch „eine totale wirtschaftliche Abhängigkeit“ geschaffen worden sei. Insbesondere Rohstoffe wie Bauxit in Guinea, Gold in Mali oder Uran im Niger würden geplündert, sagte Ziegler.

„Überall findet diese Ausbeutung statt. Überall führt sie zu fürchterlichem menschlichen Elend.“ Darin liege auch der Grund für die Unterstützung, die viele Putsch-Regimes aus der jeweiligen Bevölkerung erfahren. „Die Bürger sind jetzt enthusiastisch und voller Hoffnung, denn diese Militärregimes brechen mit Frankreich.“

Seit 2020 haben in mehreren ehemaligen französischen Kolonien in Afrika Militärs die Macht übernommen, darunter in Mali, Burkina Faso und dem Niger. Vor allem in Mali unterhalten die Putschisten zunehmend enge Beziehungen zu Russland. Der Soziologe und Globalisierungskritiker Ziegler war von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.