Tastmodell macht Innenarchitektur des Speyerer Doms greifbar

Tastmodell macht Innenarchitektur des Speyerer Doms greifbar

Speyer (epd). Ein neues Tastmodell macht den Innenraum des Speyerer Doms für Blinde und Sehbehinderte greifbar. Das 1,6 Meter lange und zehn Zentimeter hohe Miniaturmodell aus Bronze ermögliche es, die Innenarchitektur des romanischen Weltkulturerbes mit den Händen zu entdecken, sagte der Domdekan und Domkustos Christoph Kohl am Montag bei der Präsentation in Speyer. „Man kapiert die Innenarchitektur des Doms 'mit einem Blick'“, sagte er.

Aufgestellt ist das rund 30.000 Euro teure Modell des Bildhauers Egbert Broerken aus dem westfälischen Soest an der Südseite des Domes in der Nähe der Dom-Information. Finanziert wurde es von der Europäischen Stiftung Kaiserdom zu Speyer mit Mitteln des Bundes sowie des Deutschen Verbandes für Archäologie. Bereits seit dreieinhalb Jahren befindet sich dort ein Tastmodell, das die Außenhaut des Doms darstellt.

Das neue Tastmodell im Maßstab 1: 100 bildet einen Schnitt durch das Kirchengebäude in etwa zehn Metern Höhe ohne Dach ab. Es gibt den Zugriff auf den Grundriss und das aufsteigende Mauerwerk frei. Das Modell sei ein weiterer Schritt hin zu einem für behinderte Menschen barrierefreien Bauwerk, sagte Domkustos Kohl. Die Modellform sei für Kirchen einmalig, ergänzte der Vorstandsvorsitzende der Kaiserdom-Stiftung, Alfried Wieczorek.

Der Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung, Kurt Beck, bezeichnete das neue Tastmodell als „ein Zeichen der Verbundenheit“ der Stiftung mit dem Dom, aber auch mit blinden und sehbehinderten Menschen. Es biete diesen sowie sehenden Menschen zusätzliche Möglichkeiten, die größte romanische Kirche der Welt zu erleben, sagte der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident bei der Übergabe des Modells an das Domkapitel.

Das mehr als 1.000 Jahre alte Unesco-Weltkulturerbe Speyerer Dom ist die Grablege zahlreicher deutscher Kaiser, Könige und Bischöfe des Heiligen Römischen Reichs. Blindentastmodelle gibt es bereits von den Domen in Mainz und Worms und dem Straßburger Münster. Rund eine Million Blinde und Sehbehinderte leben schätzungsweise in Deutschland.