Mexiko-Stadt, San José (epd). Angesichts der hohen Zahl durchreisender Migranten auf deren Weg in die USA will die Regierung von Costa Rica einen Ausnahmezustand ausrufen. Das Land erlebe eine „Migrationskrise“, sagte Präsident Rodrigo Chaves am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten. Er werde zeitnah ein entsprechendes Dekret unterzeichnen.
Die Ausrufung des Ausnahmezustands soll Chaves zufolge finanzielle Kapazitäten freisetzen. Nach Angaben der Regierung sind im September 60.000 Migrantinnen und Migranten in die Stadt Paso Canoas an der Grenze zu Panama gekommen. Dort leben nur 20.000 Einwohner. In der vergangenen Woche war es in Paso Canoas zu Auseinandersetzungen zwischen den Migranten und der Polizei gekommen. „Wer hier herkommt, muss unsere Gesetze, die Polizei und die Gemeinden, durch die er reist, respektieren“, sagte Chaves. Wer sich künftig schlecht verhalte, werde abgeschoben. Costa Rica hat in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Flüchtlinge und Migranten aus Nicaragua aufgenommen, die das Nachbarland wegen der repressiven Verhältnisse verlassen haben.
In Paso Canoas haben die costa-ricanischen Behörden einen Transportservice eingerichtet, um die Menschen direkt an die nicaraguanische Grenze zu bringen, von wo aus sie weiter Richtung USA reisen. Allerdings haben viele Migranten nicht die dafür nötigen 30 US-Dollar. Hier soll der Ausnahmezustand helfen.
Nach Angaben der Behörden in Panama haben allein in diesem Jahr schon mehr als 350.000 Menschen den lebensgefährlichen Darién-Dschungel durchquert, um von Kolumbien nach Mittelamerika einzureisen. Die meisten von ihnen stammen aus Venezuela, aber auch Migranten aus Ecuador, Haiti, China und afrikanischen Staaten sind dabei.