Lauterbach: Medikamente und Forschung für Long-Covid-Erkrankte

Lauterbach: Medikamente und Forschung für Long-Covid-Erkrankte
Für eine große Zahl von Menschen in Deutschland ist ihre Coronainfektion keine einmalige Episode geblieben - aber sie wurden lange nicht ernst genommen. Es fehlte an Wissen und Behandlungsmethoden für Long Covid. Das soll sich ändern.

Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mehr Geld für die Erforschung von Long Covid. Er sagte am Dienstag in Berlin nach einem Treffen des Runden Tisches Long Covid, für eine gute Versorgungsforschung seien mindestens 100 Millionen Euro notwendig. Um Long-Covid-Patienten sofort und besser zu helfen, sollen mehr Medikamente zugelassen werden, mit denen die Erkrankung gelindert werden kann. Das ist eines der Ergebnisse des Runden Tisches.

Lauterbach erläuterte, es gebe Medikamente, die bei Long Covid helfen könnten, aber zur Behandlung der Krankheit nicht zugelassen seien. In diesem Fall bewegen sich die Ärzte in einem Graubereich, und die Patienten müssen die Behandlung häufig selbst bezahlen.

Eine Kommission am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte soll den Ergebnissen des Runden Tisches zufolge nun Empfehlungen für Arzneimittel erarbeiten, die bei Long Covid verordnet werden dürfen und von den Krankenkassen dann auch bezahlt werden. Dem Präsidenten des Bundesamts, Karl Broich, zufolge wird die Liste bis Ende des Jahres vorliegen.

In Deutschland gehen Fachleute von mehr als einer Million Long-Covid-Erkrankten aus. Mindestens sechs Prozent, möglicherweise bis zu 15 Prozent der Covid-Patienten erkranken Schätzungen zufolge an Long Covid. Häufige Symptome sind große Erschöpfung, Organ- und Gefäßschäden sowie Konzentrationsstörungen. Auch Geimpfte können längerfristig erkranken. Besonders häufig trifft es den Beobachtungen zufolge junge Frauen.

Bisher stehen Lauterbach zufolge für die Erforschung von Long Covid 40 Millionen Euro zur Verfügung. Er wolle dafür sorgen, dass schneller Studien über die Wirkung von Behandlungen gemacht werden könnten. Deutschland hinke in der Forschungspraxis anderen Ländern weit hinterher, sagte der SPD-Politiker und nannte die Bürokratie als größte Hürde. Er will die Prozesse mit einem Medizinforschungsgesetz beschleunigen.

Die Therapie von Long-Covid-Erkrankten sei schwierig, erläuterte Lauterbach. Ursachen und Verläufe der Erkrankung seien in den Details noch unklar. Obwohl es viele neue Erkenntnisse gebe, „wird uns Long Covid noch lange begleiten“, sagte der Gesundheitsminister voraus. Mit Blick auf die kommende Corona-Welle im Herbst und Winter empfahl Lauterbach weiterhin Impfungen. Sie minderten das Risiko einer schweren akuten Erkrankung und von Long Covid, auch wenn sie beides nicht verhindern könnten.

Am Runden Tisch zur Versorgung von Long-Covid-Erkrankten sitzen rund 70 Patientenvertreter und -vertreterinnen, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Vertreter der Pharmaindustrie und des Gesundheitswesens. Ende des Jahres soll er erneut zusammentreten. Im Juli hatte Lauterbach ein erstes Programm vorgestellt, um Long-Covid-Kranke besser zu unterstützen.

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), erklärte, es sei wichtig, dass Lauterbach nun das Gespräch mit den Betroffenen suche. Dies hätte er indes früher tun müssen. Wer an Long Covid erkranke, für den ändere sich oft das ganze Leben. Den Menschen müsse mit vollem Einsatz geholfen werden.