IW-Institut: Wirtschaft sieht politische Kultur durch AfD gefährdet

IW-Institut: Wirtschaft sieht politische Kultur durch AfD gefährdet

Köln (epd). Wirtschaftsverbände sehen durch ein Erstarken der AfD Risiken für die politische Kultur in Deutschland. Rund 80 Prozent der befragten Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände schätzen die negativen Auswirkungen auf eine konstruktive politische Kultur als hoch ein, wie das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Sonntag bei der Vorstellung einer neuen Studie mitteilte. Große Risiken für die Bildung einer handlungsfähigen Regierung sehen demnach die Verbände auf Landesebene (85 Prozent) und Bundesebene (74 Prozent).

Rund die Hälfte der befragten Verbände sehen zunehmende „Schwierigkeiten, in AfD-Hochburgen Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen“, wie das Institut weiter mitteilte. Entgegen der Selbststilisierung als Partei der wirtschaftlichen Vernunft sähen 57 Prozent der Befragten die Soziale Marktwirtschaft durch die AfD gefährdet, erklärte das Institut.

96 Prozent der Befragten seien überzeugt, dass sich „die aktuellen Herausforderungen mit Parteien, die auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen, grundsätzlich erfolgreicher angehen lassen als mit Parteien, bei denen daran Zweifel bestehen“. 96 Prozent halten demnach die Partei auf Bundesebene sowie 80 Prozent auf Landesebene nicht für regierungsfähig.

Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände schätzten die akuten betrieblichen Auswirkungen zwar als relativ gering ein, erklärte das Institut. Im Vordergrund stünden hingegen die langfristigen Risiken, besonders mit Blick auf eine konstruktive politische Kultur.

Der direkte Einfluss auf die Wirtschaftspolitik werde perspektivisch zwar als begrenzt eingeschätzt, erklären die Studienautoren Knut Bergmann und Matthias Diermeier. Sollte die AfD jedoch an die heute noch weit entfernten Schalthebel der Macht gelangen, läuteten die Alarmglocken: Sowohl im Bund als auch in den Ländern werde die Partei „durchweg als nicht regierungsfähig angesehen“.

Für die Studie hat das Institut zwischen dem 9. und 30. August 2023 insgesamt 119 Hauptgeschäftsführer der zentralen Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände Deutschlands befragt. Die Rücklaufquote betrug 45 Prozent.