Private Initiativen retten Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer

Private Initiativen retten Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer
Erneut haben private Initiativen in kurzer Zeit Hunderte Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Für die "Ocean Viking" soll es gar der größte Einsatz bisher gewesen sein. Mehr als die Hälfte der Überlebenden durfte auf Sizilien an Land gehen.

Frankfurt a.M. (epd). Hilfsorganisationen haben erneut Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet. Allein die „Ocean Viking“ kam 623 Menschen zu Hilfe. 369 Überlebende durften das Schiff am Samstag in Empedocle auf Sizilien verlassen, wie die Organisation SOS Méditerranée, die das Schiff betreibt, mitteilte. Es habe sich um den bisher größten Einsatz der „Ocean Viking gehandelt“, schrieben die Seenotretter auf der Plattform X, ehemals Twitter. Weitere Rettungsschiffe privater Initiativen brachen am Wochenende zum Einsatz auf.

Insgesamt hatte die „Ocean Viking“ den Angaben zufolge Ende vergangener Woche innerhalb von 48 Stunden 15 Rettungseinsätze absolviert. Dem Schiff wurden demnach zwei Häfen für Überlebenden zugewiesen. Die noch auf der „Ocean Viking“ verbliebenen Menschen würden nach dem Zwischenhalt auf Sizilien nach Civitavecchia gebracht, nahe der italienischen Hauptstadt Rom. Am Freitagabend hatte SOS Méditerranée zunächst mitgeteilt, dass der erste Teil der Flüchtlinge und Migranten nach Lampedusa gebracht werde.

Bis auf einen spielten sich laut SOS Méditerranée alle Einsätze auf der Route zwischen der tunesischen Hafenstadt Sfax und der italienischen Insel Lampedusa ab. Diese Rettungen seien von den italienischen Behörden koordiniert worden.

Die „Humanity 1“ war mit 106 Flüchtlingen und Migranten auf dem Weg zum norditalienischen Hafen Ancona. Die Menschen waren bei zwei Einsätzen am Freitag in internationalen Gewässern vor Libyen gerettet worden. Ancona sei 1.400 Kilometer entfernt, kritisierte die deutsche Initiative SOS Humanity, die das Schiff betreibt, auf X. „Die erschöpften Überlebenden müssen so vier Tage auf einen sicheren Ort warten.“

Die „Aurora“ der Organisation Sea-Watch rettete am Samstag ebenfalls 22 Menschen südlich von Lampedusa. Die italienischen Behörden hätten dem Schiff den sizilianischen Hafen von Pozzallo zugewiesen, teilte Sea-Watch auf X mit. Dieser sei etwa zwölfmal so weit entfernt wie Lampedusa.

Auch kleinere Schiffe hatten in den vergangenen Tagen jeweils Dutzende Flüchtlinge gerettet. Das Segelschiff „Astral“ der spanischen Organisation „Open Arms“ erreichte am Samstag mit 59 Überlebenden an Bord Sizilien. Die Menschen waren den Angaben zufolge in der Nacht auf Freitag von vier überfüllten Booten evakuiert worden. Die „Nadir“ der Hamburger Initiative Resqship war am Freitagabend ebenfalls mit 54 Überlebenden auf dem Weg nach Lampedusa.

Derweil brachen weitere Rettungsschiffe am Wochenende auf. Die „Sea-Eye 4“ machte sich am Samstagmorgen vom spanischen Hafen Burriana aus auf den Weg zum dritten Einsatz dieses Jahres, wie die gleichnamige Organisation mitteilte. Die spanische „Open Arms“ startete am Samstag aus Brindisi im Süden Italiens.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen seit Beginn des Jahres fast 2.100 Menschen bei der Überfahrt ums Leben, oder sie werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Eine staatlich organisierte Rettungsmission gibt es derzeit nicht.

Vor allem aus den nordafrikanischen Ländern Libyen und Tunesien treten Flüchtlinge und Migranten in oft nicht seetauglichen Booten die Überfahrt an. Aus Tunesien gab es zuletzt vermehrt Berichte über Gewalt gegen dort lebende Migrantinnen und Migranten.