Umweltbundesamt: Klimamaßnahmen sozialverträglich gestalten

Umweltbundesamt: Klimamaßnahmen sozialverträglich gestalten
Eine Mehrheit der Bevölkerung hält laut einer Studie Maßnahmen gegen den Klimawandel für notwendig. Viele Menschen verbinden damit aber Abstiegsängste. Das Umweltbundesamt fordert eine bessere Kommunikation und gezielte Hilfen.

Berlin (epd). Das Umweltbundesamt fordert eine stärkere Beachtung sozialer Abstiegsängste bei Maßnahmen gegen den Klimawandel. „Der ökologische Wirtschaftsumbau muss sozialverträglich erfolgen“, mahnte der Präsident des Umweltbundesamtes, Dirk Messner, am Donnerstag in Berlin bei der Vorstellung der Studie „Umweltbewusstsein in Deutschland 2022“. Die überwiegende Mehrheit der Deutschen spürt laut der Studie die Folgen der Klimakrise und hält Maßnahmen zur Anpassung für erforderlich. Rund 40 Prozent hätten allerdings Angst vor einem sozialen Abstieg aufgrund des Umbaus der Wirtschaft.

Rund 90 Prozent der für die Studie Befragten unterstützen demnach einen umwelt- und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Wichtig sei den Befragten allerdings, dass die Transformation sozialverträglich erfolgt und besonders betroffene Regionen unterstützt werden. „Die Menschen haben ein hohes Problembewusstsein“, sagte Messner. Drei Viertel der Befragten befürchteten jedoch, dass Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel die Schere zwischen Arm und Reich vergrößern.

Starke Folgen des Klimawandels in Form von anhaltender Trockenheit, Niedrigwasser und Dürren nehmen der Studie zufolge 85 Prozent der Befragten wahr. Rund zwei Drittel sehen es demnach als sehr wichtig an, Wälder zu Mischwäldern umzubauen. Knapp drei Viertel (73 Prozent) äußerten sich überzeugt, dass Klimafolgen der Gesundheit schaden können. Dieser Wert habe 2016 noch bei 59 Prozent gelegen, hieß es. Bei den umweltpolitischen Herausforderungen sehen drei Viertel der Befragten eine Verringerung des Plastikmülls als Hauptanliegen an.

Der Präsident des Umweltbundesamtes forderte die Bundesregierung in diesem Zusammenhang auf, offener über die Folgen von Maßnahmen gegen Klimaschutz zu sprechen. Es müsse klar werden, dass Nichthandeln keine Option sei, sagte er: „Wir wissen, dass die Transformation gelingen kann, wir haben Lösungen parat.“ Politiker müssten jedoch offen sagen: „Es wird kein Spaziergang, sondern ein Marathon.“ Auch müsse stärker betont werden, dass beim Wirtschaftsumbau niemand zurückgelassen werde.

Die CO2-Bepreisung muss laut Messner durch ein Klimageld sozial ausgestaltet werden. Überdies müssten berufliche Perspektiven für Menschen aus unteren Einkommensgruppen und aus strukturschwachen Gebieten geschaffen werden. „Wir müssen deutlicher machen, dass nachhaltiges Wirtschaften eine Job-Maschine werden kann“, sagte Messner weiter.

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) wies anlässlich der Veröffentlichung der Studie auf die Folgen zunehmender Wetterextreme unter anderem auf Wirtschaft und Gesundheit hin: „Das zwingt uns, vorzusorgen und uns an die Folgen der Klimakrise anzupassen.“ Ziel sei es etwa, bis 2024 international ein rechtlich verbindliches Abkommen gegen die weltweite Plastikvermüllung zu erreichen.

Die Studie erhebt im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes seit 1996 alle zwei Jahre Daten über umweltbezogene Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung in Deutschland. Für die aktuelle Auflage wurden im Sommer vergangenen Jahres 2.037 Personen ab 14 Jahren online befragt.