Ethikrat-Vorsitzende fordert konkrete Regeln für Beschneidung

Ethikrat-Vorsitzende fordert konkrete Regeln für Beschneidung
Die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Christiane Woopen, fordert klare Regeln für die praktische Umsetzung der Beschneidung.

"Wenn der Gesetzgeber die Beschneidung bei Jungen ermöglichen will, dann braucht es wie bei anderen operativen Eingriffen auch Regeln für die Praxis, mit denen näher spezifiziert wird, wie und unter welchen Bedingungen dieser Eingriff durchgeführt wird", sagte Woopen der Tageszeitung "Die Welt" (Donnerstagsausgabe).

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Allerdings stelle sich bei der Vorhautentfernung das Problem, "dass auch außermedizinische Aspekte eine Rolle spielen, sodass man den gewöhnlichen Weg rein ärztlicher Richtlinien oder Leitlinien nicht gehen" könne, sagte Woopen. Sie  forderte daher, dass "sich nun die Betroffenen und beteiligten Gruppen - zumal Mediziner, Kinderpsychologen, Vertreter der Religionsgemeinschaften und Elternvertreter - zusammensetzen und fachliche Standards festlegen". Das betreffe vor allem "Standards für die medizinische Durchführung des Eingriffs sowie für die Schmerzbehandlung beim Kind je nach Alter".

Kindeswillen mit einbeziehen

Zu klären seien auch die "Inhalte der elterlichen Aufklärung einschließlich der Risiken und möglichen Folgen" und "nicht zuletzt die Einbeziehung des Kindes und seines Willens". Dies müsse auch Teil der Ausbildung von Beschneidern sein. Welchen formalen Stellenwert solche "leitlinienartigen Regeln" dann haben können, werde sich noch zeigen müssen, sagte Woopen: "Aber ohne solche Regeln wird es nicht gehen."

Das Bundeskabinett hatte das Gesetz zur religiösen Beschneidung von minderjährigen Jungen am Mittwoch auf den Weg gebracht. Danach dürfen Juden und Muslime ihre Söhne weiter beschneiden lassen, wenn dies fachgerecht und mit möglichst wenig Schmerzen erfolgt. Jetzt muss der Entwurf im Bundestag beraten werden. Dort gibt es auch kritische Stimmen, Kinderrechtspolitiker der Opposition lehnen die Pläne ab.