Roggenernte auf ehemaligem Todesstreifen in Berlin

Roggenernte auf ehemaligem Todesstreifen in Berlin

Berlin (epd). An der Kapelle der Versöhnung auf dem früheren Todesstreifen der Berliner Mauer ist am Mittwoch wieder Roggen geerntet worden. Ein Teil der Ernte auf dem etwa 2.000 Quadratmeter großen Feld an der Bernauer Straße wird laut Stiftung Berliner Mauer alljährlich mit Getreide aus elf Ländern Mittel- und Südosteuropas gemischt. Danach wird es gemahlen und zu einem paneuropäischen „Friedensbrot“ verbacken.

Aus dem Roggenmehl werden auch Oblaten für die Feier des Abendmahls in der Kapelle der Versöhnung hergestellt. Das anfallende Stroh wird in den Boden eingearbeitet.

Pflege, Aussaat und Ernte des innerstädtischen Roggenfelds übernehmen seit 2006 Studierende und Beschäftigte der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Berliner Humboldt-Universität. Der Getreideanbau auf geschichtsträchtigem Boden geht auf ein temporäres Kunstprojekt des Bildhauers und Steinmetz Michael Sprengler von 2005 zurück. Die Kirchengemeinde und die benachbarte Stiftung Berliner Mauer sehen in dem Getreidefeld ein „symbolträchtiges und nachhaltiges Zeichen für Leben“.

Bereits 1990 säten einige Bewohner Ost-Berlins an dieser Stelle Lupinen aus. Später übernahmen Mitglieder der Versöhnungsgemeinde die Aussaat. Mittlerweile wird dort seit 18 Jahren Getreide gesät und geerntet. Zur Erhöhung der Biodiversität und Verbesserung der Bodenqualität wird im Herbst auf einem Drittel der Fläche die stickstoffbindende Luzerne, eine Klee-Art, gesät.