Mexiko: Expertengruppe zu verschwundenen Studenten gibt Arbeit auf

Mexiko: Expertengruppe zu verschwundenen Studenten gibt Arbeit auf

Berlin, Mexiko-Stadt (epd). Die internationale Expertengruppe GIEI hat in ihrem Abschlussbericht zum Fall des Verschwindens von 43 Studenten in Mexiko im Jahr 2014 die Behörden scharf kritisiert. Staatliche Institutionen seien in unterschiedlicher Intensität und Verantwortung am Angriff auf die jungen Männer im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero beteiligt gewesen, erklärte GIEI-Mitglied Carlos Beristáin bei der Vorstellung des Berichts am Dienstag (Ortszeit) in Mexiko-Stadt. Die Aufklärung werde von staatlichen Einrichtungen blockiert.

Die Kommission, die 2015 auf Drängen der Angehörigen ins Leben gerufen wurde, wird mit der Veröffentlichung dieses sechsten Berichts ihre Arbeit beenden. Da Informationen zurückgehalten und Tatsachen verschleiert würden, sei es nicht möglich, weiterzuarbeiten, sagte der Spanier Beristáin. So blockiere das Militär bei der Herausgabe von Informationen. Dabei habe die Armee nicht eingegriffen, als die jungen Männer angegriffen wurden, und im Nachhinein Fakten vertuscht. Marinesoldaten hätten später mutmaßlich Verdächtige gefoltert, um in Kooperation mit der Generalstaatsanwaltschaft eine bewusst falsche „historische Wahrheit“ vom Ablauf der Tatnacht zu konstruieren.

Die 43 Studenten des Lehramtsseminars Ayotzinapa wurden in der Nacht zum 27. September 2014 in der Stadt Iguala von Polizisten festgenommen und von Mitgliedern der kriminellen Organisation „Guerreros Unidos“ und möglicherweise weiteren Beteiligten verschleppt. Seither fehlt von den meisten von ihnen jede Spur, nur von drei wurden sterbliche Überreste gefunden. Angehörige warfen der damaligen Regierung des Präsidenten Enrique Peña Nieto vor, den Tathintergrund zu verschleiern, um staatliche Vertreter zu schützen. Vor allem Untersuchungen der GIEI, die an die Interamerikanische Menschenrechtskommission angeschlossen ist, haben ergeben, dass auch bundesstaatliche sowie föderale Polizisten an dem Verbrechen beteiligt waren.

Mexikos amtierender Präsident Andrés Manuel López Obrador hat die Aufklärung des Falles bei seiner Amtsübernahme 2018 zur Chefsache erklärt und eine Wahrheitskommission ins Leben gerufen, die seither neben der GIEI arbeitet. So konnten einige weitere Hintergründe ans Licht kommen. Dennoch weigerte sich das Militär, den Forderungen nach Weitergabe ihrer Informationen adäquat gerecht zu werden. Bislang ist nicht endgültig geklärt, wer und was hinter dem Verschwinden der jungen Männer steckt.