Arbeitsforscher fordert Verbesserungen für ausländische Pflegekräfte

Arbeitsforscher fordert Verbesserungen für ausländische Pflegekräfte
20.07.2023
epd
epd-Gespräch: Charlotte Morgenthal

Koblenz, Hannover (epd). Die Anwerbung und Integration von Pflegekräften aus dem Ausland läuft nach Worten des Koblenzer Arbeitsforschers Christian Lebrenz zu schleppend und intransparent. Durch die bürokratischen Prozesse der Anerkennung seien die Fachkräfte alles andere als schnell verfügbar, sagte der Wissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zwar sei der politische Wille da und das Verfahren sei beispielsweise durch das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz vereinfacht worden: „Der kritische Faktor ist eher die Umsetzung in der Verwaltung aufgrund der dünnen Personaldecke.“

Die Vermittlung von ausländischen Pflegekräften müsse zudem besser organisiert und strukturiert werden, forderte der Wissenschaftler. „Manche Agenturen versprechen sowohl den Fachkräften als auch den Einrichtungen sehr viel und halten davon wenig.“ Die bisherigen staatlichen freiwilligen Gütesiegel reichten dafür nicht aus. Zum Teil zahlten die Einrichtungen bis zu 10.000 Euro für eine Vermittlung.

Pflegekräfte trügen die Kosten für die Sprachkurse oft selbst, nicht selten seien sie darum verschuldet. Verglichen mit den Bildungskosten für Kinder und Jugendliche in Deutschland sollte die Gesellschaft überlegen, ob sie je Fachkraft etwa 5.000 bis 10.000 Euro in die Hand nehmen könne: „Damit die Fachkräfte wirklich gerne aus dem Ausland hierherkommen und auch realistische Chancen haben, sich zu entwickeln.“ Es brauche mehr Transparenz und staatliche Unterstützungen

Lebrenz leitet ein Pilotprojekt, bei dem junge Kenianer in zwei Semestern in ihrem Herkunftsland auf die Ausbildung zur Pflegefachkraft in Deutschland vorbereitet werden. Dazu gehören Sprachkurse und auch die interkulturelle und fachliche Vorbereitung. Derzeit absolvieren 15 Menschen aus Kenia den Kurs, die dann in zwei katholischen Krankenhäusern in Baden-Württemberg ihre Ausbildung starten sollen. Ein Netzwerk von rund 2.500 afrikanischen Pflegenden in Deutschland sorge zudem dafür, dass jeder eine Art Pate erhalte, um ihnen möglichst in ihrer Muttersprache zu helfen, sagte der Experte für Personalmanagement.