Kardinal Meisner beklagt "Entsakralisierung" der Kirche

Kardinal Meisner beklagt "Entsakralisierung" der Kirche
Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hat eine weitgehende Selbstsäkularisierung der Kirche beklagt.

Die "Entsakralisierung" betreffe vor allem die Liturgie, sagte Kardinal Meisner am Dienstag im Vatikan am Rande der Bischofssynode über Neuevangelisierung. Er warf katholischen Sozialdiensten vor, ihre Tätigkeit nicht in Übereinstimmung mit der katholischen Lehre auszuführen.

Neuevangelisierung muss dem Kardinal zufolge in der Kirche selbst beginnen. Katholische und evangelische Kirchen müssten sich dabei die "Bälle zuspielen", warb Meisner. Alle christlichen Gemeinschaften müssten bei der Frage der Neuevangelisierung "Hand in Hand arbeiten".

Die katholische Kirche hat nach Einschätzung von Erzbischof Robert Zollitsch die Weitergabe des Glaubens zu lange für selbstverständlich gehalten. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode wies auf die Notwendigkeit hin, dass es in der Kirche wieder mehr Leidenschaft und weniger ausgebrannte Geister geben müsse. Strukturdebatten hätten die Kirche geschwächt. Die Kirche müsse heute mehr die Gefühle der Menschen ansprechen und existentielle Fragen beantworten.

Der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst äußerte sich beeindruckt von der weltkirchlichen Dimension der Synode. Er beklagte eine unverbindliche Religiosität in der heutigen Gesellschaft. Viele suchten sich am Markt der Angebote das ihren Bedürfnisse Passende aus. Bei der Bischofssynode beraten rund 300 Bischöfe aus aller Welt noch bis zum 28. Oktober über Strategien gegen den Glaubensverlust. Am Donnerstag will Papst Benedikt XVI. am 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) ein Jahr des Glaubens eröffnen.