90-jährige Aktivistin: Jede Reise schadet nächster Generation

90-jährige Aktivistin: Jede Reise schadet nächster Generation

Nürnberg (epd). Die 90-jährige Friedens- und Umweltaktivistin Dagmar Reemtsma hat beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg dazu aufgerufen, gemeinsam für Veränderungen zu kämpfen. „Der Wohlstand ist eine Droge geworden, von der wieder herunterzukommen schwer ist“, sagte sie am Freitag bei einem Podium zum Thema Generationengerechtigkeit. Die Großmutter der Klimaaktivistinnen Carla Reemtsma, Hannah Reemtsma und Luisa Neubauer fügte hinzu: „Jeder Kauf, jede Reise schadet der nächsten Generation, wenn wir nicht richtig handeln.“

Hannah Reemtsma, die mit auf dem Podium saß, appellierte an die Boomer-Generation, sich an ihren Wirkungsstätten gegen die Erderwärmung einzusetzen und sich bewusst zu machen, wo sie Macht hätten, etwas zu erreichen. „Seid da und seid laut“, forderte sie.

Die Boomer-Generation habe schon 1979 gewusst, dass es Grenzen des Wachstums gebe, räumte der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ein: „Wir wären alle in der Position gewesen, daraus Konsequenzen zu ziehen.“ Er bedauerte, dass etwa die Beschlüsse der Ökumenischen Weltversammlung in Seoul 1990 zur Bewahrung der Schöpfung wenig Gehör gefunden hätten: „Erst 'Fridays for Future' hat es geschafft, das Thema ins Zentrum zu stellen.“

Der Jesuitenpater Jörg Alt aus Nürnberg rief die Menschen ebenfalls auf, sich gemeinsam gegen den Klimawandel zu engagieren. „Es reicht nicht, vegan zu werden und Fahrrad zu fahren“, sagte Alt. Es brauche die „nervigen Gruppen“, um Wandel herbeizuführen, spielte er auf Aktionen der „Letzten Generation“ an. Hätte es solche „nervigen Gruppen“ nicht früher schon gegeben, wären der Sklavenhandel nicht abgeschafft und das Frauenrecht niemals eingeführt worden.

Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, appellierte an ihre eigene Kirche, voranzugehen und Allianzen zu schmieden. „Schaffen wir es als evangelische Kirche, bis 2030 klimaneutral zu werden“, forderte Heinrich.