Pflegeverband warnt wegen Fachkräftemangels vor massiver Pleitewelle

Pflegeverband warnt wegen Fachkräftemangels vor massiver Pleitewelle
Schon bald könnten reihenweise Pflegebetriebe vor dem Aus stehen. Laut Pflegeverband drohen nicht ausgelastete Heime auch durch Fachkräftemangel. Patientenschützer warnen unterdessen: Pflegebedürftige können steigende Kosten kaum noch bezahlen.

Berlin (epd). Der Verband der privat betriebenen Pflegeeinrichtungen hat angesichts des akuten Fachkräftemangels vor einer massiven Pleitewelle in der Pflegebranche gewarnt. „Es besteht die große Gefahr eines Flächenbrandes“, sagte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (BPA), Bernd Meurer, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (online, Print: Dienstag). Es mehrten sich die Berichte über Insolvenzen oder Betriebsschließungen. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz bemängelte unterdessen ein „verkorkstes gesetzliches System“.

Betroffen seien alle Träger, also nicht nur Familienunternehmen, sondern auch größere Betreiber und Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege, sagte Meurer. Die Lage sei beängstigend. „Wir müssen davon ausgehen, dass das keine Einzelfälle mehr sind“, betonte der Verbandschef. „Dann bleiben die Pflegebedürftigen und ihre Familien in großer Zahl auf der Strecke.“

Meurer sagte, fast 70 Prozent der Mitgliedsunternehmen hätten in einer aktuellen Befragung angegeben, dass sie Sorgen über ihre wirtschaftliche Existenz in naher Zukunft hätten. Andere Studien kämen zu ähnlichen Ergebnissen. Als wesentlichen Grund für die angespannte Lage nannte Meurer den Fachkräftemangel. Dadurch könnten Heimplätze nicht belegt werden. Wenn die Belegung auf 80 Prozent abrutsche, sei ein Heim „kaum noch wirtschaftlich betreibbar“, erläuterte der Chef des Verbandes, der mehr als 13.000 ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen repräsentiert.

Meurer sprach von einem völlig leergefegten Arbeitsmarkt. „Die Pflegeeinrichtungen jagen sich nur noch gegenseitig das Personal ab“, sagte er. Er beklagte weiterhin bestehende hohe bürokratische Hürden bei der Gewinnung von ausländischen Fachkräften. „Je nach Bundesland dauert es weit mehr als ein Jahr, bis eine Fachkraft letztlich anerkannt ist. Und das in einem Mangelberuf“, kritisierte er.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, bemängelte die seit Jahren überproportional steigenden Ausgaben für Pflegebedürftige. „Schließlich müssen sie allein die Zeche eines verkorksten gesetzlichen Systems bezahlen. Denn die Betroffenen erhalten nur einen Festbetrag aus der Pflegeversicherung.“ Höhere Löhne, steigende Ausbildungsabgaben und Investitionen gingen allein zu ihren Lasten. „Bis zuletzt daheim leben, ist der einzige Ausweg aus der Misere. Auch das ist ein Grund, warum die Belegungszahlen rückläufig sind.“