Bündnis demonstriert in Frankfurt gegen Roger-Waters-Konzert

Bündnis demonstriert in Frankfurt gegen Roger-Waters-Konzert
Musiker weist Volksverhetzungs-Vorwürfe zurück
Die Polizei in Berlin ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung gegen Roger Waters. Dem Musiker werden israelfeindliche und antisemitische Äußerungen vorgeworfen. In Frankfurt am Main kam es vor einem Konzert zu Protesten.

Frankfurt a.M. (epd). In Frankfurt haben am Sonntagabend nach Polizeiangaben rund 400 Menschen gegen das Konzert des Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters in der Festhalle demonstriert. „Wir nehmen es nicht tatenlos hin, wenn hier, unmittelbar hinter mir, ein Antisemit, ein Israel-Hasser, ein Verschwörungstheoretiker eine Bühne erhält“, erklärte der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Salomon Korn, laut vorab verbreitetem Redemanuskript. „Antisemitismus ist keine Meinung, Antisemitismus ist keine Kunst“, unterstrich Korn. Roger Waters wies unterdessen Vorwürfe von volksverhetzenden Elementen in seinen Berliner Konzerten zurück.

Die Elemente seines Auftritts seinen ein „klares Statement gegen Faschismus, Ungerechtigkeit und Fanatismus in jeder Form“, erklärte Waters in der Nacht zum Samstag auf Twitter. „Ich habe mein ganzes Leben lang gegen Autoritarismus und Unterdrückung die Stimme erhoben“, betonte der Musiker. Die Darstellung eines gestörten NS-Demagogen sei seit „The Wall“ von Pink Floyd 1980 ein Feature seiner Shows.

Die Polizei in Berlin hat Ermittlungen wegen des Verdachts der Volksverhetzung gegen den 79-Jährigen aufgenommen. Die Bühnenkleidung habe den Eindruck einer SS-ähnlichen Uniform erwecken können, erklärte ein Sprecher. Demnach zeigten Aufnahmen Waters unter anderem in einem schwarzen, langen Ledermantel und einer roten Binde mit gekreuzten Hämmern auf weißem Grund am Oberarm. Dem Musiker werden seit längerem unter anderem israelfeindliche und antisemitische Äußerungen vorgeworfen. Waters soll unter anderem die Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (BDS) unterstützen, die für einen Israel-Boykott eintritt.

Die Stadt Frankfurt und das Land Hessen hatten im Februar die Kündigung des Veranstaltungsvertrags wegen „anhaltend israelfeindlichen Auftretens“ des Sängers veranlasst. Das Verwaltungsgericht Frankfurt entschied aber Ende April, dass der Rockmusiker das geplante Konzert abhalten dürfe. Stadt und Land gaben nach, betonten aber, dass sie den Auftritt von Waters als „schwere Belastung“ empfänden. In der Frankfurter Festhalle, den Veranstaltungsort des Waters-Konzerts, waren 1938 während der Novemberpogrome mehr als 3.000 jüdische Männer vor dem Abtransport in Gefängnisse und Konzentrationslager zusammengetrieben worden.

Die Gegenveranstaltung begann am Sonntagnachmittag rund vier Stunden vor dem Start des ausverkauften Konzerts. Schüler und junge Erwachsene lasen die Namen der aus der Festhalle deportierten Juden vor. Im Anschluss hielten Rabbiner der Jüdischen Gemeinde sowie das Evangelische und das Katholische Stadtdekanat eine Gedenkzeremonie ab. Zu der Kundgebung hatten neben jüdischen Organisationen und Kirchen unter anderem Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung und Frankfurts neuer Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) aufgerufen.