Zentralratspräsident: Protest der jüdischen Jugend ernst nehmen

Zentralratspräsident: Protest der jüdischen Jugend ernst nehmen

Frankfurt a.m. (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die Buhrufe gegen Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) beim Musikwettbewerb „Jewrovision“ bedauert. Zugleich müsse aber der Protest der jüdischen Jugend ernst genommen werden, sagte Schuster der Wochenzeitung „Jüdische Allgmeine“ (Ausgabe vom Donnerstag, 25. Mai): „Diesen einfach abzutun und zur Tagesordnung überzugehen, wäre nicht angemessen.“

Am vergangenen Freitag war Roth bei der „Jewrovision“ in Frankfurt am Main ausgebuht und ausgepfiffen worden. Gründe dafür sind nach Schusters Darstellung „Entwicklungen im deutschen Kulturbetrieb“. So waren beispielsweise während des Antisemitismus-Skandals auf der Kasseler Kunstschau documenta Vorwürfe gegen Roth laut geworden, sie habe spät und relativierend reagiert.

Schuster sagte der „Jüdischen Allgemeinen“, er habe sich gefreut, als Roth an der „Jewrovision“ teilnehmen wollte. Ihr Besuch sei eine Anerkennung der Leistungen jüdischer Jugendlicher. „Aber an eine Rede, in diesem Kontext, knüpfen sich dann natürlich hohe Erwartungen“, fügte er hinzu. Man müsse feststellen, „dass es nicht reicht, bei so einem Event ohne ein ernsthaftes Angebot an die jungen Menschen teilzunehmen“.

Die Bundesregierung habe aber kein Antisemitismusproblem, wie mitunter behauptet werde, stellte Schuster klar. Die Kulturförderung müsse aber klare Vorgaben erarbeiten, die keinen Platz für Antisemitismus ließen.