Not und Gewalt: Frauenrechtsorganisation zählt mehr Beratungsbedarf

Not und Gewalt: Frauenrechtsorganisation zählt mehr Beratungsbedarf

Koblenz (epd). Die Frauenrechtsorganisation Solwodi hat für das Jahr 2022 einen höheren Bedarf an Beratung und Begleitung von Frauen mit Gewalterfahrungen verzeichnet. Im Vergleich zum Jahr 2021 sei die Zahl der Erstkontakte um 9,2 Prozent auf insgesamt 2.278 gestiegen, teilte die Organisation am Dienstag in Koblenz mit. Solwodi forderte die Politik auf, Beratungsstellen höher zu fördern und mehr Kapazitäten in Schutzeinrichtungen zu ermöglichen. Die Organisation betreibt den Angaben zufolge derzeit bundesweit in 18 Städten insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekte.

Mit 314 Erstkontakten waren den Angaben zufolge bulgarische Frauen am stärksten vertreten. „Sehr häufig handelt es sich bei den Frauen um Romnja oder Angehörige anderer Minderheiten, die in Bulgarien diskriminiert werden und daher in schwierigen Verhältnissen leben“, hieß es. Durch eine Tätigkeit im Ausland versuchten sie, die Familie zu versorgen, und landeten häufig in der Prostitution. „Manche erleben Gewalt und Misshandlung durch Zuhälter und Freier, viele haben gesundheitliche Probleme, doch fehlt ihnen eine Krankenversicherung“, erklärte Solwodi.

Die zweitgrößte Gruppe seien Frauen aus Nigeria mit 180 Erstkontakten. Bei ihnen gehe es häufig um asylrechtliche Fragen. „Viele Nigerianerinnen werden im Herkunftsland mit dem Versprechen auf gut bezahlte Jobs in Europa angeworben, dort aber zur Prostitution gezwungen“, teilte Solwodi mit. „Gelingt einer Frau die Flucht, besteht kaum Chance auf einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland.“

Auch bei ukrainischen Frauen sei die Zahl der Erstkontakte gestiegen - von 24 auf 90 im vergangenen Jahr. „Gründe für die Kontaktaufnahme war trotz anfänglicher Befürchtungen nicht die Bedrohung durch Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung“, unterstrich die Frauenrechtsorganisation. „Der gesicherte Aufenthaltsstatus für ukrainische Geflüchtete, verschiedene Aufklärungsmaßnahmen und nicht zuletzt das meist gute Bildungsniveau der ankommenden Menschen wirkten dieser Gefahr entgegen.“ Vielmehr hätten diese Frauen vor allem Unterstützung bei Unterbringung, Zugang zu Sozialleistungen und bei Behördenangelegenheiten gesucht.