Hoffnungen auf Waffenruhe im Sudan haben sich nicht erfüllt

Hoffnungen auf Waffenruhe im Sudan haben sich nicht erfüllt
Im Sudan haben Armee und Paramilitärs den fünften Tag in Folge gekämpft. Eine angekündigte Waffenpause wurde nicht eingehalten. Auch der Versuch, deutsche Staatsbürger zu retten, scheiterte offenbar.

Nairobi, Khartum (epd). Im Sudan haben sich Hoffnungen auf eine vorübergehende Waffenruhe am Mittwoch zerschlagen. Die Kämpfe hielten trotz der Ankündigung einer Waffenpause den fünften Tag in Folge an. Wie der britische Sender BBC berichtete, waren in der Hauptstadt Khartum Schüsse und Explosionen zu hören. Auch in sozialen Medien berichteten Anwohner von schweren Luftangriffen. Ein Versuch, deutsche Staatsbürger zu evakuieren, scheiterte offenbar.

In dem Land am Horn von Afrika kämpfen die Armee und die paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) seit Samstag um die Macht. Am Dienstagnachmittag hatten die Konfliktparteien eine 24-stündige Feuerpause angekündigt, die ab 18 Uhr gelten sollte. Die US-Botschaft in Khartum berichtete jedoch auf Twitter bereits knapp zwei Stunden später von Gefechten.

In dem Konflikt stehen sich der Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan und der RSF-Befehlshaber Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“, gegenüber. Die Vereinten Nationen und Regierungsvertreter bemühen sich bisher erfolglos um eine diplomatische Lösung.

Auch ein Versuch der Bundeswehr, etwa 150 deutsche Staatsbürger auszufliegen, scheiterte einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ zufolge. Demnach hatte die Luftwaffe am frühen Mittwochmorgen drei A400M-Transportmaschinen in Richtung Sudan geschickt. Wegen der Kämpfe in Khartum sei der Einsatz aber gescheitert. Die zuständigen Ministerien wollten den Bericht zunächst nicht kommentieren.

Zugleich rief die Bundesregierung die Konfliktparteien zur Waffenruhe auf. Deutschland unterstütze internationale Bemühungen, um die Situation zu deeskalieren, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes schilderte die Lage als „sehr gefährlich“, mit landesweiten Gefechten, schweren Kampfhandlungen, Plünderungen und Explosionen.

Derweil stieg die Zahl der Toten weiter. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden bei den Kämpfen bisher 270 Menschen getötet. 16 Krankenhäuser sind demnach wegen der Kämpfe nicht in Betrieb. Die UN und Hilfsorganisationen meldeten Angriffe auch gegen Helfer.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) warnte, dass in Krankenhäusern in Khartum die medizinischen Vorräte zur Neige gingen. Humanitären Organisationen müsse Zugang gewährt werden.

„Human Rights Watch“ (HRW) äußerte sich besorgt. Die beteiligten Parteien hätten „noch nie auch nur einen Funken Respekt für Menschenrechte gezeigt“, sagte die Horn-von-Afrika-Direktorin der Menschenrechtsorganisation, Laetitia Bader, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schwere Waffen seien in Wohnvierteln eingesetzt worden und Luftangriffe hätten zivile Ziele wie Krankenhäuser getroffen. Bader kritisierte auch, dass die internationale Gemeinschaft nachsichtig mit den konkurrierenden Militärs umgegangen sei.

Im Jahr 2019 hatte eine Protestbewegung den autoritären Langzeitherrscher Omar Al-Baschir gestürzt. Das Militär weigerte sich jedoch, seine Macht an eine zivile Regierung abzugeben. Proteste für eine Demokratisierung des Landes wurden teils blutig niedergeschlagen. Im Oktober 2021 putschten die jetzigen Widersacher Al-Burhan und „Hemeti“ und setzten eine zivil-militärische Übergangsregierung ab. Zuletzt wurde über einen Plan zum Übergang zur Demokratie verhandelt.