Schuster: Antisemitismus wird aggressiver

Schuster: Antisemitismus wird aggressiver

Berlin (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat im Hinblick auf Antisemitismus vor wachsender Gewaltbereitschaft gewarnt. „Antisemitismus allgemein wird aggressiver“, sagte er der „Berliner Zeitung“ (Samstag). Judenfeindlichkeit sei zwar bundesweit nicht gestiegen, sondern leicht rückläufig, in Bayern etwa seien die Zahlen jedoch gestiegen.

Schuster erinnerte an das Tragen des Judensterns als Zeichen der Ausgrenzung bei Demonstrationen von Impfgegnern und Kritikern der Corona-Maßnahmen. Darunter hätten sich viele Stimmen gemischt, „die ganz klar rechtsradikal oder verschwörungsideologisch waren und auch antisemitische Töne von sich gegeben haben“.

Der Zentralratspräsident bezeichnete Vergleiche zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Adolf Hitler im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg als „problematisch“. Auch wenn Putin wie Hitler von einer völkischen Ideologie getrieben sei, habe er bisher noch kein Programm zur bewussten Ausrottung eines Bevölkerungsteils aufgelegt. Befürchtungen, der Krieg werde zu Konflikten unter in den 90er Jahren aus Russland und der Ukraine zugewanderten Mitgliedern der jüdischen Gemeinden führen, erwiesen sich demnach als unbegründet.

Antisemitische Vorfälle in Deutschland stammten mehr aus dem rechten Raum, so der Zentralratspräsident: „Was aber Vorfälle der Bedrohung und Beschimpfung im öffentlichen Raum angeht, sehe ich das mehr im arabischen Bereich.“ In Frankfurt am Main etwa würde er sich eher trauen, mit einer Kippa auf die Straße zu gehen als in Berlin.