Weniger neue Ausbildungsverträge in der Pflege

Weniger neue Ausbildungsverträge in der Pflege
Der Personalmangel in der Pflege wird durch eine sinkende Zahl von Ausbildenden verschärft. Im vergangenen Jahr wurden weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als 2021. Der diakonische Pflegeverband reagierte "schockiert, aber nicht überrascht".

Wiesbaden (epd). Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge zur Pflegefachkraft ist im vergangenen Jahr zurückgegangen. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, unterschrieben 52.300 Auszubildende 2022 einen Vertrag zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann, das waren sieben Prozent weniger als 2021. Der Deutsche Evangelische Verband für Altenarbeit und Pflege (devap) nannte die aktuellen Zahlen „schockierend, aber leider nicht überraschend“. Die katholische Caritas beobachtet entgegen dem Bundestrend in ihren Einrichtungen keinen Rückgang bei der Zahl der Azubis.

Die Pflege bleibt weiblich geprägt: Ende vergangenen Jahres betrug der Frauenanteil in der Ausbildung insgesamt 76 Prozent, bei den neu abgeschlossenen Verträgen waren es 74 Prozent. Ende 2022 befanden sich den vorläufigen Zahlen des Bundesamts zufolge insgesamt 110.800 Pflegefachfrauen und 35.800 Pflegefachmänner in Ausbildung.

Nach Angaben des Branchenverbandes devap zeichnet sich der rückläufige Trend bei den diakonischen Trägern seit 2020 ab. „Wir haben deutlich weniger Bewerber, weil wir massiv in Konkurrenz zu anderen Ausbildungsberufen stehen, die mittlerweile ebenfalls um jeden Auszubildenden kämpfen müssen“, sagte devap-Geschäftsführerin Anna Leonhardi.

Perspektivisch könne der Personalmangel nicht nur mit Bewerberinnen und Bewerbern aus dem Inland gefüllt werden. „Die Bemühungen zur Gewinnung von Menschen aus dem Ausland für eine Pflegausbildung in Deutschland - immer unter Beachtung der ethischen Perspektive - müssen weiter ausgebaut und refinanziert werden“, forderte Leonhardi. Außerdem müsse der negative Trend bei den Umschülerinnen und Umschülern gestoppt werden.

Nach Angaben der Caritas tun sich die Pflegeschulen schwer damit, genügend Lehrkräfte für die Pflegeausbildung zu gewinnen. Der Personalmangel in vielen Pflegeeinrichtungen sei ein weiterer Aspekt, der die Ausbildung erschwere.

Mit dem Pflegeberufereformgesetz von 2017 wurden die bis dahin getrennten Ausbildungen in den Berufen Gesundheits- und Krankenpfleger, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin sowie Altenpflegerin zum Berufsbild Pflegefachfrau/-mann zusammengeführt. Der Ausbildungsberuf wird seit 2020 angeboten, die Ausbildung dauert drei Jahre.