Bericht: Bevölkerung in Kolumbien leidet unter andauernder Gewalt

Bericht: Bevölkerung in Kolumbien leidet unter andauernder Gewalt

Bogotá (epd). Trotz Friedensbemühungen der neuen Regierung leidet die Bevölkerung in Kolumbien laut dem Roten Kreuz massiv unter der anhaltenden Gewalt. Im Konflikt zwischen Armee, Rebellengruppen, Paramilitärs und Drogenbanden wurden im vergangenen Jahr Zivilistinnen und Zivilisten verletzt, getötet, verschleppt, Familien getrennt, ganze Gemeinschaften eingekesselt oder vertrieben, Jungen und Mädchen zwangsrekrutiert, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Mittwoch (Ortszeit) in Bogotá erklärte. Zudem seien Gesundheitseinrichtungen und -personal mehr als 400 Mal angegriffen worden.

Zwar habe die direkte Auseinandersetzung zwischen dem Staat und bewaffneten Gruppen in einigen Gebieten abgenommen, hieß es im Jahresbericht der Organisation. Dafür intensivierte sich demnach in anderen Regionen der Kampf um territoriale Kontrolle zwischen nicht-staatlichen Gruppierungen. Mehr als 180.000 Menschen wurden im vergangenen Jahr vertrieben - mehr als sieben Millionen Menschen sind damit innerhalb des südamerikanischen Landes auf der Flucht.

Präsident Gustavo Petro, der sein Amt im August übernahm, hat sich zum Ziel gesetzt, das Land zu befrieden. Mit der derzeit größten Guerilla, der ELN, führt die Regierung Friedensgespräche. In dem seit den 1960er Jahren anhaltenden Krieg sind etwa 300.000 Menschen getötet worden.

Mindestens sieben bewaffnete Konflikte bedrohen laut IKRK die Bevölkerung derzeit. Als eine der größten Bedrohungen stuft das Rote Kreuz die Auseinandersetzungen zwischen ELN-Rebellen und den abgespaltenen Kämpfern der inzwischen aufgelösten Farc-Guerilla ein.

Das Rote Kreuz dokumentierte im vergangenen Jahr 400 mutmaßliche Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht, darunter Mord, Drohungen, sexuelle Gewalt und den Einsatz von Sprengkörpern. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch weit höher liegen. Mehr als 500 Verletzungen durch Sprengkörper seien registriert worden, die höchste Zahl in den vergangenen sechs Jahren. Über 50 Personen erlagen ihren Verletzungen.

Auch dokumentierte die Organisation das Verschwinden von 209 Menschen, etwas weniger als im Vorjahr (243 Fälle). Von den 39.000 Menschen, die wegen Angriffen oder verminter Umgebung ihre Dörfer nicht verlassen konnten, waren zwei Drittel Angehörige von Urvölkern und über ein Viertel Afrokolumbianerinnen und Afrokolumbianer.