Menschenrechtler Zülch mit 83 Jahren gestorben

Menschenrechtler Zülch mit 83 Jahren gestorben

Göttingen (epd). Der Gründer und Vorstand der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch, ist tot. Wie die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Göttingen am Samstag mitteilte, starb er am Freitag im Alter von 83 Jahren. „Tilman Zülch war ein Visionär der Menschenrechtsarbeit“, heißt es in einem Nachruf der Gesellschaft. Sein Blick auf das Schicksal von ethnischen und religiösen Minderheiten sowie indigenen Völkern, sein selbstloses Engagement gegen Völkermord und Vertreibung stünden heute beispielhaft für internationale Menschenrechtsarbeit.

Zülch wurde 1940 in Deutsch-Liebau (Libina) im Sudetenland geboren. Als Jugendlicher engagierte er sich in der Bündischen Jugend, als Politik- und Volkswirtschaftsstudent in Hamburg im Sozialdemokratischen Hochschulbund. Mit einem Kommilitonen gründete er 1968 die „Aktion Biafra-Hilfe“, die Kriegsopfer in Nigeria unterstützte. 1970 entstand daraus die Gesellschaft für bedrohte Völker, die Zülch in den Folgejahren zu einer der größten deutschen Menschenrechtsorganisationen entwickelte.

Intern beklagten Mitarbeiter und ehrenamtliche Vorstandsmitglieder gelegentlich ein autoritäres Regiment des Generalsekretärs. 2012 gipfelt ein Streit über angeblich nicht belegte Zuweisungen und zu Unrecht bezogene Gehälter in Strafanzeigen und dem Ausschluss von zwei Vorständen.

Für sein Engagement erhielt Zülch 16 Preise und Auszeichnungen, darunter den Göttinger Friedenspreis, den Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma sowie das Bundesverdienstkreuz.