Minderjährige Migranten: Kinder in Haftzentren eingepfercht

Minderjährige Migranten: Kinder in Haftzentren eingepfercht
Die EU-Kommission hat eindringlich an die EU-Länder appelliert, mehr für den Schutz unbegleiteter minderjähriger Migranten zu tun.

"Es hat Fortschritte gegeben, aber die EU muss sich noch mehr engagieren", mahnte die Innenkommissarin Cecilia Malmström am Freitag in Brüssel. Sie stellte dort einen Bericht zur Lage jugendlicher Einwanderer vor. "Viele Kinder leben eingepfercht in Haftzentren. Sie sind auf engem Raum eingesperrt mit Gleichaltrigen, mit Erwachsenen. Ich habe viele Orte besucht und das mit eigenen Augen gesehen", sagte Malmström.

Häufig hätten Kinder Schwierigkeiten, an medizinische oder rechtliche Hilfe zu gelangen, sagte die Kommissarin. Sie berichtete vom Fall eines jungen Afghanen in der griechischen Region Evros: "Er sagte, er sei von Afghanistan hergelaufen und getrampt. Es gab zwei Toiletten für 60 oder 70 Jungen, nur eine davon funktionierte. Er hat mich nach Euros gefragt, um seine Mutter anzurufen."

Zahl jugendlicher Asylbewerber deutlich gestiegen

Nach Malmströms Angaben stellten unbegleitete Minderjährige im Jahr 2011 in den 27 EU-Ländern insgesamt 12.225 Asylanträge. Die tatsächliche Zahl jugendlicher Migranten dürfte aber deutlich höher liegen. "Die meisten von ihnen fliehen vor Kriegen und Konflikten oder anderen schwierigen und dramatischen Lebensumständen", unterstrich die Kommissarin.

In einigen europäischen Ländern ist die Zahl jugendlicher Asylbewerber in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zu ihnen gehört auch Deutschland: Zwischen 2008 und 2011 verdreifachte sich die Zahl der Asylanträge von 765 auf 2.125. Damit liegt die Bundesrepublik an zweiter Stelle hinter Schweden, wo im letzten Jahr 2.655 Anträge von Kindern eingingen. Viele Anträge gab es auch in Belgien, Großbritannien und Österreich.

Bis Ende 2012 System gemeinsamer Asylgesetze

In den letzten beiden Jahren habe es in Folge eines EU-Aktionsplans einige Verbesserungen gegeben, sagte Malmström. Zum Beispiel fließe mehr Geld in den Jugendschutz. Allerdings schöpften die EU-Länder und Hilfsorganisationen die bereitgestellten Mittel nicht immer ab. Nötig sei auch mehr Zusammenarbeit zwischen EU- und Herkunftsländern: Dabei müsse es etwa um die Suche nach Verwandten, die Prävention der Auswanderung und eine sichere Rückführung gehen.

Malmström verwies auch darauf, dass die EU bis Ende 2012 ihr System gemeinsamer Asylgesetze fertigstellen wolle. "Die Kommission hat höhere Schutzstandards für unbegleitete Kinder vorgeschlagen und hofft, dass das Parlament und der Rat eine Einigung erzielen", sagte sie.